HOME


    
        
 
   
     
     
     
   
        
    
    
    
    
    
    
    

 

 

Panini, Roma Antica, 1756/57

Akademiekurator Anton von Heinitz über seine Pflichten gegenüber der Berliner Akademie führte, gewährt einen gründlichen Einblick in das Selbstverständnis des Malers, der Rom nicht mehr verlassen und ebensowenig auf eine staatliche Unterstützung verzichten wollte. In Rom hielt sich seit 1794 auch Karl Ludwig Fernow auf, mit dem sich Carstens bereits in seiner Lübecker Zeit angefreundet hatte. Fernow machte den Maler mit Kants 1790 erschienener "Kritik der Urteilskraft" vertraut, die ihm - über Moritz hinaus - zusätzliche Argumente für die briefliche Auseinandersetzung mit den Minister Heinitz lieferte. Beide Parteien machten schließlich mit giftiger Feder ihre Rechnungen auf, und der unausweichliche Bruch überantwortete Carstens der Mittellosigkeit. Carstens starb 1798 völlig verarmt in Rom; seinen Tod lasen nachfolgende Generationen als Martyrium für die Kunst.

Karl Philipp Moritz war zwei Jahre jünger als Carstens und entstammte Verhältnissen, die durch religiösen Fanatismus des Vaters und Armut geprägt waren. Er studierte zunächst Theologie, dann versuchte er sich ebenso erfolglos als Schauspieler.

1779 ging er nach Berlin, wo er seit 1784 als Gymnasialprofessor tätig war. Nach ersten literarischen Erfolgen gab Moritz den Schuldienst abrupt auf und trat 1786 die bereits erwähnte Italienreise an. 1789 wurde Moritz ordentliches Mitglied an der Berliner Akademie der Schönen Künste und erhielt eine Professur für die "Theorie der schönen Künste und dahin gehörigen Wissenschaften der Mathematik, Perspektive und Architektur". Drei Jahre verlebte er in engem Austausch mit Carstens, bis dieser 1792 nach Italien aufbrach. Moritz starb im Jahr darauf.

Von den beiden Texten, die hier behandelt werden, ist "Über die bildende Nachahmung des Schönen" der schwierigere, der sich vielleicht erst nach mehrmaligem Lesen vollends verstehen läßt. Zum besseren Verständnis sei vorangestellt, daß der Begriff "bildend" mit "schöpferisch gestaltend", "hervorbringend" synonym ist. Die Begriffe "nützlich", "gut", "schön" und "edel", mit denen Moritz operiert, sind so ausgewählt, daß sie seine Argumentation verdeutlichen; sie folgen jedoch nicht einer Logik, die außerhalb des Textes zwingenden Bestand hätte. Die Passagen der Textauswahl sind durch Überschriften gegliedert, die nicht von Moritz stammen.

<< Seite 2/3   >>