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Der
leider nicht überlieferte Architekt von S. Maria del Popolo hat
sich zum Teil an einem einflußreichen Vorbild der frühen
Renaissancearchitektur orientiert: dem Umbau der gotischen Fassade
von S. Maria Novella in Florenz nach einem Plan von Leone Battista
Alberti. Diesem Muster entspricht der Typus der Querschnittsfassade,
der Dreiecksgiebel als sakrale Würdeform sowie die Anschwünge
zum erhöhten Mittelteil und die tiefe, abgesenkte Position des
Okulus in seinem Fassadenfeld.
Andererseits hat diese typisch 'römische'
Fassade auch ihren ausgeprägten Eigencharakter. Da ist zum
einen das lokale Baumaterial, der helle, römische Travertin,
der alle Fassaden dieser Lektion kennzeichnet, zum anderen die großen,
blanken Wandflächen der Fassade.
Die Pilastergliederung von S. Maria del
Popolo ordnet zwar die Front und stattet sie mit einem überzeugenden
struktiven Aufbaugerüst aus, doch ist sie insgesamt von einer
flachen, 'graphisch' feinen Art. Ungeachtet der gekonnten Proportionierung
und der entwicklungsgeschichtlichen Bedeutung der Fassade gaben
sich die Architekten der Hochrenaissance mit dieser Art zu gliedern
nicht zufrieden.
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