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Architekturtraktate - eine Gattung der Kunstliteratur
Die
Architekturtraktate oder Säulenbücher der
frühen Neuzeit waren eine eigene Gattung der Kunstliteratur,
zu der zahlreiche Autoren aus verschiedenen europäischen
Ländern einen Beitrag geleistet haben. Zwar setzten
diese in dem langen Zeitraum vom frühen 16. bis
in das 18. Jahrhundert stets eigene Akzente, doch stellten
sie in aller Regel die Lehre von den fünf Ordnungen
ins Zentrum.
Den größten Einfluß hatten vier italienische
Traktate, die in den Jahren zwischen 1537 und 1615 erschienen
sind. Sie präsentierten die fünf Ordnungen
erstmals als einen systematisch geordneten, fest gefügten
Kanon. Weil sie - anders als noch wichtige handschriftliche
Abhandlungen der Frührenaissance - im Druck erschienen
sind, erreichten sie ein großes Publikum. Und
in der Kombination von Bild und erläuterndem Text
waren sie eingängiger und anschaulicher als etwa
"De Re Aedificatoria", die grundlegende Abhandlung
Leone Battista Albertis, die 1443-52 entstanden war.
An den praktischen Ratschlägen und an den abgebildeten
Exempeln für die konkrete Gestaltung von Bauten
ist zu erkennen, daß die Traktate nun auch den
tätigen Baumeister instruieren sollten.
Über die Autorennamen gelangen Sie zu genaueren
bibliographischen Angaben über diese vier Traktate
und zu ersten Bildbeispielen dafür, wie sie die
Säulenordnungen darstellen: