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Plumlov
Schloss Liechtenstein
Karl Eusebius von Liechtenstein
1670/80
 
     
 

 

 
Lektion III: Der Kanon der fünf Säulenordnungen

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III / Kap. 2
 

2. Zum Stellenwert der Ordnungen in Renaissance und Barock

Für heutige Begriffe, die an Funktionalität und Nüchternheit moderner Architektur geschult sind, stellen sich die Ordnungen der frühen Neuzeit als eine Art Ornament dar, mit dem man früher Bauwerke dekoriert hat. Die Lehre von den Ordnungen wird hingegen oft als ein trockener Formalismus verstanden, den man bei Bedarf nachschlägt und dann bald wieder vergißt. Mit ihren belehrenden, schematisierten Darstellungen könnten die Traktate aus Renaissance und Barock zu diesem Mißverständnis sogar beitragen.
Tatsächlich waren die Ordnungen aber das essentielle Material für die Gestaltung von Architektur, der grundlegende Stoff für Bau-Kunst also. Zeitgenössische Stimmen haben dazu deutlich Stellung bezogen:

Die wohl eindringlichste Äußerung stammt von einem fachkundigen Bauherrn, dem in Mähren ansässigen Fürsten Karl Eusebius von Liechtenstein (1611-1684), der ein von ihm selbst verfaßtes 'Werk von der Architektur' zur Unterrichtung seines Sohnes und Nachfolgers hinterlassen hat. Es dürfte zwischen 1670 und 1680 entstanden sein. Als Anleitung zu repräsentativer Bautätigkeit war das Manuskript von Erfolg gekrönt: der Sohn Johann Adam Andreas wurde zu einem der wichtigsten Bauherrn des frühen Hochbarock in Mähren und Österreich, er war Auftraggeber von Johann Bernhard Fischer von Erlach und Domenico Martinelli. Außerdem ließ er ab 1680 das Schloß in Plumenau (Plumlov) errichten, und zwar "in allem und jedem" nach den Direktiven seines Vaters. In klassischer Manier mit mehrstöckiger Säulenordnung in Superposition angelegt, belegt die Fassade die Wertschätzung der Ordnungen durch Karl Eusebius; die Gründe dafür teilt er in seinem schriftlichen Nachlaß mit...

 

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