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  Versailles
Schloß nach dem ersten Umbau zur Residenz
Ansicht von Norden
Stich von Israel Silvestre
1674
 

 
Lektion XI: Villa rustica und Maison de plaisance

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XI / Kap. 3
 
 

Die Bauaufgabe 'Maison de plaisance' entwickelte sich im 17. und 18. Jahrhundert in Frankreich im Kontext absolutistischer Hofkultur. Die politische Entmachtung des Adels, seine kontrollierende Anbindung an den königlichen Hof sowie das strenge hierarchische Reglement des höfischen Lebens durch Etikette und Zeremoniell verursachten alltägliche Zwänge, die von der zeitgenössischen Traktatliteratur als Grund für den gelegentlichen Rückzug aufs Land genannt werden.

Der seit der Antike bekannte Topos des erholsamen, unbeschwerten ländlichen Daseins hat somit auch im Zeitalter des Absolutismus Bestand. Allerdings erhält er jetzt eine neue politisch-zwanghafte Dimension: denn in dem zentralistischen Staatssystem kann sich der Adel nur unter dem Vorwand harmloser Vergnügungen auf seinen ehemaligen Herrschaftssitz auf dem Lande zurückziehen, ohne sich revolutionärer Machenschaften verdächtig zu machen.

Ein weiterer, ideologischer Unterschied zur italienischen Villenkultur ergibt sich aus der in "Stadt" und "Hof" geschiedenen Gesellschaft, deren Gegenbilder zum einfach-tugendhaften Landleben entsprechend unterschiedlich sind: für die Einen ist es das ökonomisch-soziale Netz der Stadt für die Anderen das politisch-soziale Gefüge der Residenz - ob sie nun wie Versailles selbst auf dem Land lag oder nicht.

 

 
 
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