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Die "Villa" in Issy - die Maison de plaisance des reichen
Bürgertums
Anders als bei den Bauten des Adels entwickelte
sich für das Lustgebäude des städtischen Bürgertums,
der zweiten großen gesellschaftlichen Gruppe, seit Ende des
17. Jahrhunderts ein formaler Typus, welcher die Nutzung und Ideologie
der Maison als Landhaus am Bau selbst anschaulich machte. Von der
Traktatliteratur empfohlen, fand er in der Umgebung von Paris und
im Ausland weiteste Verbreitung - und das obwohl die 'Maison particulière'
in der Rangfolge der Bauaufgaben an unterster Stelle stand.
Grund für die einheitliche Entwicklung
war der gesellschaftliche Zwang zur "conomie", der
von den Architekten Sparsamkeit in der Fassadendekoration aber auch
im Entwurf selbst forderte. Die Mittel, die der Adel in repräsentativer
Absicht in Größe und prachtvolle Ausstattung investierte,
flossen hier in die Verbesserung des Komforts, der im Hinblick auf
die Funktion des Lustschlosses im 18. Jahrhundert immer mehr an
Bedeutung gewann.
Mit der 'Maison d'conomie' war häufig
noch eine agrarische Nutzung verbunden, die jedoch nach dem Vorbild
der "Grands" sorgfältig verborgen wurde, indem auch
hier in der Gestaltung von Haus und Garten das 'plaisir' betont
wurde. Als Muster diente die palladianische Villa, die aber mit
den Vorzügen des französischen Schlossbaus kombiniert
einen ganz neuen Typus hervorbrachte.