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Ménagerie in Sceaux
Aufriß
Stich von Jean Mariette
L'architecture françoise
um 1727

 
Ménagerie in Sceaux
Grundriß
Stich von Jean Mariette
 
Lektion XI: Villa rustica und Maison de plaisance

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XI / Kap. 5
 
 

5. Die Ménagerie in Sceaux - Individualität und Exotismus in den Gartenbauten des Adels

Um der Etikette des Landschlosses zu entgehen, errichtete der Hochadel, der Idee von Versailles folgend, luxuriöse kleine Gartenbauten in Schloßnähe, wie sie vor allem aus deutschen Fürstentümern erhalten sind. Sie dienten als 'retraite' des Hausherrn, der sich dort für kurze Zeit aus der Öffentlichkeit seines Hofes in eine als sorglos imaginierte Sphäre des Privaten zurückzog. Der Bau wurde dabei zum Gehäuse einer jeweils individuellen Rückzugsideologie, die er nicht nur "verinnerlichte", sondern gleichsam in seiner extravaganten architektonischen Gestalt verkörpern sollte.

Entsprechend groß ist die Vielfalt der meist in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstandenen 'petites maisons', die nicht auf einen Typus reduziert werden kann. Häufig vertreten ist jedoch die Gattung des Pavillons, der auch die Ménagerie im Park des Lustschlosses in Sceaux angehört. Der heute zerstörte Bau wurde um 1715 von Jacques de La Guêpière für die Duchesse du Maine, Gattin eines legitimierten Sohnes Ludwig XIV. errichtet.

Wenn auch ihre Bezeichnung als "Ménagerie" einen ökonomischen Nutzen suggeriert, so ist ihre Funktion als Ort der Freiheit, Intimtät und Muse nicht nur literarisch in "Les Divertissements de Sceaux" von 1712 bestätigt, sondern wird auch in der Architektur selbst anschaulich.

 

 
 
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