5. Die Ménagerie in Sceaux
- Individualität und Exotismus in den Gartenbauten des Adels
Um der Etikette des Landschlosses zu entgehen,
errichtete der Hochadel, der Idee von Versailles folgend, luxuriöse
kleine Gartenbauten in Schloßnähe, wie sie vor allem
aus deutschen
Fürstentümern erhalten sind. Sie dienten als 'retraite'
des Hausherrn, der sich dort für kurze Zeit aus der Öffentlichkeit
seines Hofes in eine als sorglos imaginierte Sphäre des Privaten
zurückzog. Der Bau wurde dabei zum Gehäuse einer jeweils
individuellen Rückzugsideologie, die er nicht nur "verinnerlichte",
sondern gleichsam in seiner extravaganten architektonischen Gestalt
verkörpern sollte.
Entsprechend groß ist die Vielfalt der
meist in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstandenen
'petites maisons', die nicht auf einen Typus reduziert werden kann.
Häufig vertreten ist jedoch die Gattung des Pavillons, der
auch die Ménagerie im Park des Lustschlosses in Sceaux
angehört. Der heute zerstörte Bau wurde um 1715 von Jacques
de La Guêpière für die Duchesse du Maine, Gattin
eines legitimierten Sohnes Ludwig XIV. errichtet.
Wenn auch ihre Bezeichnung als "Ménagerie"
einen ökonomischen Nutzen suggeriert, so ist ihre Funktion
als Ort der Freiheit, Intimtät und Muse nicht nur literarisch
in "Les
Divertissements de Sceaux" von 1712 bestätigt,
sondern wird auch in der Architektur selbst anschaulich.
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