Der Maler im Atelier
Darstellungen
des Malers im Atelier können interessante Aufschlüsse
über das jeweilige Selbstverständnis des Künstlers
geben. Am deutlichsten wird dies, wenn der Maler sich selbst porträtiert.
Aber auch wenn ein anderer Maler gezeigt wird, enthält das
Bild immer eine bestimmte Sicht des Künstlers auf den Malerberuf,
da er seine eigene Tätigkeit zum Gegenstand des Gemäldes
macht. Auf diese Weise sind die Atelierdarstellungen in höchsten
Maße programmatisch.
Die frühesten Bilder von Malern zeigen den Heiligen Lukas,
während er die Madonna malt: Unter dem Vorwand dieser biblischen
Legende konnten die Künstler ihr eigenes Metier bildwürdig
machen, ohne sich des Hochmuts beschuldigen lassen zu müssen.
Erst mit dem neu erwachten Selbstbewusstsein der Künstler in
der Renaissance findet man autonome Selbstbildnisse. Bis zum 16.
Jahrhundert haben sich Maler jedoch noch nicht mit ihrem Arbeitswerkzeug
- Staffelei, Palette oder Pinsel - abgebildet, da sie den geistigen
gegenüber dem manuellen Aspekt der Malkunst hervorheben und
sich vom "Makel" des Handwerks befreien wollten. Erst
um die Mitte des 16. Jahrhunderts gibt es vermehrt Bildnisse, in
denen sich Künstler beim Akt des Malens darstellen, um dabei
verschiedenste Aspekte der künstlerischen Arbeit hervorzuheben.
Bereits die beiden hier besprochenen Bilder veranschaulichen, auf
welch unterschiedliche Weise ein Künstler seinen eigenen Beruf
darstellen konnte. [IR]
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