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Die
Entwicklungen der 1860er Jahre lassen das Jahrzehnt aber auch
als eine Zeit des Übergangs erscheinen. Delacroix, Haupt
der romantischen Schule, starb 1863, eben im Jahr von Cabanels
Venusbild. Ingres, der in seinen späten Jahren mit Bildern
wie
Le bain turc (Bild)
der Bildwelt des Kaiserreichs nahegekommen ist, folgte Delacroix
vier Jahre später. Zur selben Zeit entwickelten diejenigen
Künstler ihren neuartigen Malstil, die ab den 1870er Jahren
als "Impressionisten" auftraten.
Édouard Manet und das Leben der Moderne
Ein Vertreter der neuen Generation war auch Edouard Manet (1832-1883).
Er trat 1861 auf die Bühne des Salons und schuf in den
60er Jahren den Großteil seiner wichtigsten Werke.Manets
Bildwelten beziehen ihren Stoff vornehmlich aus dem Erlebnis
der Großstadt Paris, die ab 1853 durch Baron Haussmann
(1809-1891) einschnei-dende Veränderungen erfahren hat.
Aus der Stadt der Gassen wurde eine der großzügigen
Plätze, Boulevards, Parks und Cafés. Neben Manet
haben sich nur noch Henri de Toulouse-Lautrec |
(1864-1901) und der fast
gleichaltrige Edgar Degas (1834-1917) so bedingungslos
dem zeitgenössischen Pariser Leben verschrieben.
Im Gegensatz zu Toulouse-Lautrec und Degas (ursprünglich
"de Gas"), die altem französischen Adel
angehörten, wuchs Manet als Sohn eines hohen, republikanisch
gesinnten Regierungsbeamten auf. Typisch für seine
Herkunft ist der Habitus des Dandy, welchen er zeitlebens
kultivierte. In dieser quasiaristokratischen Schicht garantierte
- neben den selbstverständlichen finanziellen Ressourcen
- das gepflegte und sichere Auftreten in Gesellschaft
sowie eine geistreiche Art der Konversation die Zugehörigkeit.
Manet beherrschte meisterhaft alle Disziplinen, und seine
Bilder bewegen sich thematisch im Umkreis dessen, was
das Leben eines Dandy ausmacht. Selbstredend waren dem
Dandy auch die Amüsierbetriebe und die Welt der Kurtisanen
nicht fremd. Gerade die Kurtisane wurde zu Manets Zeit
zur Leitfigur des modernen Lebens erhoben. |
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