E. Schüller an den Freiherrn v. Bergh
E. Schüller an den
Freiherrn v. Bergh, Berlin, 15. März 1859,mit einer
ausführlichen Gegenrede gegen die Abhandlung Abekens
in Abschrift, Bayerische Staatsbibliothek, Kaulbach-Archiv
VI,6a, zitiert nach: Annemarie Menke-Schwinghammer:
Weltgeschichte als >Nationalepos<. Wilhelm von
Kaulbachs kulturhistorischer Zyklus im Treppenhaus des
Neuen Museums in Berlin, Berlin 1994.
Hochgeehrtester Herr Oberst-Lieutenant!
[...]
Hätte H. v. O. sich so ausgesprochen /namentlich
im ersten Theil/ so würde ich das, seinen Standpunkt
erwägend, erklärlich gefunden haben und wenn
ich diesem auch entgegentreten müßte, doch
in jedem Falle dies schonender gethan haben als es hier
geschah. Wenn aber ein ehemaliger protestantischer Theologe
auf so entschiedene Weise in's Lager unserer Gegner
übergeht, so möge er es mir verzeihen wenn
ich ihn, als sonstigen Mitkämpfer, an den alten
Fahneneid erinnere.
[...]
Der mir vorliegende Aufsatz über das 6te Bild
welches Kaulbach noch im Museum zu malen hat, giebt
mir zu folgenden Bemerkungen Veranlassung:
[...]
Soviel sei hier genügend, daß der von Kaiser
Maximilian aufgerichtete Landfriede in keiner Hinsicht
ein so Epoche machendes Ereigniß der Geschichte
ist, daß dieses als Abschluß des Mittelalters
und als Beginn der neuen Zeit (der Cultur-Periode) sollte
betrachtet werden können. [...]
Aber ein Andres ist es noch, was bei diesem Vorwurfe
mein (sage ich es nur auch rund heraus) preußisches
Gefühl verletzt, daß in unserm Museum das
Haus Habsburg glorificirt werden soll, als böte
unsre eigne Geschichte nicht Stoff genug dar, um durch
sie zum preußischen Volke, wohlthuend und erhebend
zu sprechen.
[...]
Der Verfasser betrachtet nun den Gegenstand von zwei
Seiten: - von der confessionell-politischen und von
der ästhetischen [...].
>Um der Katholiken willen< soll in einem preußischen
Museum die Reformation nicht der Gegenstand eines Bildes
sein dürfen, denn das Museum wird gebaut für
>Katholiken und Protestanten<. - So lese ich,
und so steht es geschrieben! -
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