Also bis da hinein, in das Gebiet der Kunst die für
alle Menschen ein neutrales Gebiet sein soll und kann,
wollen wir den Streit der Confessionen tragen? - Verletzend
soll da für die eine Parthei die Darstellung dessen
sein, was den anderen angehört? - Nun denn! - räumen
wir unsere Museen aus! Entfernen wir alle heiligen Legenden
und Wunder-Darstellungen, alle Glorificationen der katholischen
Kirche, der Päbste und des römischen Cultus!
- Sie verletzen unser protestantisches Gefühl!
- [...]
[...]
Und um was handelt es sich hier denn? - Um eine welthistorische
Erscheinung, die nicht aus der Geschichte und nicht
aus dem eignen Bewußtsein der Katholiken zu tilgen
ist, sie mögen sie nun gerne sehen oder nicht.
[...]
Wenn die Katholiken dies nicht anerkennen wollen, nicht
können, sollen wir darum verzichten auf unsern
wohl erworbenen Besitz? [...] Haben unsere Väter
nicht für diese Güter gekämpft, haben
die Fürsten unsres Volkes die Hohenzollern nicht
die Reformation mit siegreich machen helfen? - Ist nicht
Alles was wir an geistigem Besitz, mit Stolz unser nennen,
ja die Bildung Deutschlands eine Frucht dieser Reformation?
[...]
[...]
Ich wende mich jetzt mit größerem Behagen
zu dem zweiten Theile der Gründe gegen die Kaulbachsche
Idee, zu den ästetischen [!]. [...]
Zuerst wird in Zweifel gezogen, ob die Reformation überhaupt
darstellbar ist, d.h. in ihrem innersten Wesen als eine
freie That des Ich's, ob die Art wie Kaulbach sie darstellen
will (Geistliche die das Abendmahl in beiderlei Gestalt
austheilen und predigen) den eigentlichen Gehalt der
Reformation aussprechen kann, >denn, das Wort ist
nicht darstellbar.< - Ganz recht! Das ist es aber
überhaupt nicht in der bildenden Kunst. Sie begnügt
sich und muß sich begnügen mit der symbolisirenden
Handlung. Aber auch diese ist nur auf einen Moment beschränkt,
und würde es nie vermögen eine geschichtlich
bedeutsame Begebenheit, oder eine psychologisch interessante
Lebens-Erfahrung verständlich zu machen, wenn nicht
der Geist des Beschauers hinzuträte, und an diesen
einen, künstlerisch gegebenen Gedanken eine ganze
Reihe anderer Gedanken und das von ihm über den
Gegenstand schon Gewußte, anknüpfte [...].
Der Verfasser verzeihe mir! Was er hier in Beziehung
auf die Kaulbachsche Symbolisirung sagt, ist einer der
ästetischen Gemeinplätze die zum Ueberdruß
immer und immer wieder in der Kunst-Critik wiederholt
werden und von denen Niemand, auf's Gewissen befragt,
die Begründung nachweisen kann; indem von der bildenden
Kunst etwas verlangt wird, was sie nun einmal nicht
zu leisten vermag. Ihre Wirkungen können nur in
Verbindung
|