|
 |
Offizielle Historienmalerei: Kaulbach,
Piloty und Makart
Der Zusammenbruch des nazarenischen Lehrgebäudes bedeutete
für München einen großen Einschnitt, da die
Stadt geprägt war vom Wirken Peter Cornelius' und Julius
Schnorr von Carolsfelds. Letzterer hatte von 1831 bis 1867
die Nibelungensäle im Königsbau der Münchner
Residenz ausgemalt sowie von 1837 bis 1844 einige Räume
im Festsaalbau.
Cornelius wurde 1841 nach Berlin berufen, und seine Stelle
als führender Künstler nahm Wilhelm von Kaulbauch
(1805-1874) ein, der bereits in Düsseldorf bei Cornelius
studiert hatte und seinem Lehrer 1826 nach München gefolgt
war. Unter der Leitung von Cornelius wirkte Kaulbach mit an
der Ausmalung der Münchner Hofgartenarkaden mit Historien.
Seit 1837 bayerischer Hofmaler, wurde er 1849 Direktor der
Münchner Akademie.
Seinen ersten großen Erfolg feierte Kaulbach 1834 mit
dem Karton zum Bild "Die Hunnenschlacht", an dem
er bis 1837 arbeitete (Posen, kleine Gemäldefassung in
Stuttgart). Von 1837 bis 1846 arbeitete Kaulbach an dem Kolossalgemälde
"Zerstörung
|
Jerusalems durch römische Truppen unter Titus",
welches als Auftrag Ludwigs I. das Herzstück der
Neuen Pinakothek darstellen sollte.
1843 schloß er mit dem preußischen König
einen Vertrag über die Ausmalung des Neuen Museums
ab. Im Treppenhaus entstand bis 1864 ein Zyklus aus
sechs Bildern mit umfangreichem dekorativen Beiwerk.
In den Zyklus fügte er Wiederholungen der beiden
bereits erwähnten Bilder ein. Die übrigen
vier Bilder stellten die Zerstörung des Turms zu
Babel, die Blüte Griechenlands, die Kreuzzüge
sowie die Reformation dar. Die die langjährige
Entstehung des Zyklus' begleitenden Auseinandersetzungen
konzentrierten sich insbesondere auf das Bild der Reformation,
welches sich in der Konzeption deutlich von den fünf
anderen absetzt. Einige damals unpubliziert gebliebene
Stimmen aus den Jahren 1858 und 1859 haben sich in Kaulbachs
Nachlaß erhalten und sind in der Textauswahl aufgenommen.
Zeitgleich zur Kritik an Kaulbachs Reformationsbild
hat sich Max Schasler zur Historienmalerei zu Wort gemeldet,
jedoch vor anderem Hintergrund. 1854 war von mehreren
deutschen Kunstvereinen die "Verbindung für
historische Kunst" gegründet worden, welche
sich zum Ziel gesetzt hatte, die vaterländische
Historienmalerei durch Aufträge und Ankäufe
|
|