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Von der Zweiten Republik zum Zweiten
Kaiserreich
Das Zweite Kaiserreich ging aus der Zweiten Republik hervor,
die sich nach der Revolution des Jahres 1848 etablieren konnte.
Nachdem es hier zunächst - wie schon in der 1830er Revolution
- so ausgesehen hatte, als könne sich eine republikanische,
von den Massen unterstützte Regierung etablieren, setzte
sich im Verlauf des Jahres 1848 die Angst vor einem regelrechten
Umsturz der Verhältnisse durch.War die republikanische
Regierung der ersten Jahreshälfte von sozialistischen
Idealen geprägt, und richtete sie etwa die berühmten
Nationalwerkstätten ein, mit denen den arbeitslosen Menschen
der Unterschicht Arbeit und Lohn verschafft wurde, so entschied
sich das Land in den Wahlen vom 23./24. April 1848 für
einen gemäßigteren Weg. Hinzu kam die brutale Niederschlagung
des erneuten Aufstandes im Juli des Jahres.
Der Großneffe Napoleons, Charles Louis Napoleon Bonaparte
(1808-1873), Enkel eines jüngeren Bruders des ersten
französischen Kaisers, kehrte aus dem englischen Exil
zurück und
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wurde zum Präsidenten gewählt. Er setzte
dann seine Herrschaftsansprüche rigoros und plebiszitär
gestützt durch. Auf Dauer gestellt wurde dieser
Anspruch durch die 1852 erfolgte Kaiserwahl, mit der
der prince président dann als Napoleon III. in
die Fußstapfen seines Großonkels trat. Er
regierte autoritär, dabei aber volkstümlich",
da er zwar die entschiedene Industrialisierungspolitik
seines Vorgänger Louis Philippe fortsetzte, aber
sehr viel mehr auf die Interessen
der kleinen Leute" achtete, die ihm zumindest
in den ersten Jahren nach der Machtübernahme weithin
ergeben waren. Die Hausmannisierung" der
Stadt Paris, also deren radikale Modernisierung in den
1850er und 1860er
Jahren, kann man auch als eine gewaltige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme
in der Tradition der Nationalwerk-
stätten sehen. In einer Ansprache konnte der Herzog
Fialin Persigny (1808-1872) daher mit einem gewissen
Recht von einem gouvernement qui a son origine,
son principe même dans le sentiment poétique
des masses"
sprechen. (Boime 1984, S. 101) Eine wichtige Stütze
sicherte sich Napoleon in der katholischen Kirche, deren
Machtfülle und Aufsicht über das Erziehungswesen
er deutlich steigerte. Mit Regimegegnern aber machte
Napoleon kurzen Prozeß.
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