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Paul Delaroche
Schon seit den Tagen des Empire tauchen in der französischen
Malerei Themen auf, die von der Öffentlichkeit als innovativ
aufgenommen werden. Die sogenannten Troubadour-Maler verarbeiten
Stoffe aus der nachantiken, häufig mittelalterlichen
oder frühneuzeitlichen Geschichte, die sie mit viel Lokalkolorit
und historischer Korrektheit in Kostüm und Ausstattung
wiedergeben. Auch berühmte Maler wie Delacroix und Ingres,
deren Gegensatz in der letzten Lektion zur Sprache gekommen
und wieder relativiert worden ist, widmen sich solchen Stoffen,
die bewußt antike grandeur hinter sich lassen und als
genuin romantische einzustufen sind.
Paul Delaroche (1797-1859), Sohn eines Kunsthändlers,
schließt hier an und wird schon in den 1820er, verstärkt
dann seit den 1830er Jahren zu einer gerade vom breiten Publikum
vergötterten Künstlergestalt, die auf spannende
und verständliche Stoffe Wert legt. Delaroches Sujets
sind gefühlsgeladen, melodramatisch,
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häufig in einem aristokratischen Ambiente angesiedelt
und mit voyeuristischen Elementen versehen, die durchaus
schon auf das verweisen, was uns heute im Boulevardjournalismus
geboten wird. Mit dem Unterscheid allerdings, daß
für Delaroche nur historische Stoffe in Frage kommen.
Er interessiert sich für das Liebesleben bekannter
Renaissancemaler; für nationale Helden aus dem
Volk und ihre Leiden, wie die der heiligen Jungfrau
von Orléans, über die sich das 18. Jahrhundert
noch lustig gemacht hatte; für englische Monarchen
und ihre tödlichen Ränkespiele; für politisch
motivierte Mordanschläge im Frankreich der Religionskriege
und für den Niedergang Napoleons, der bei ihm gegenüber
der heroisierenden Tradition entschieden vermenschlicht
daherkommt.
In jedem Fall gibt er dem Betrachter das Gefühl,
dieser wäre bei der dargestellten Szene selber
dabei, ein Verfahren, das sich durch seinen Realismus
von dem der idealisierenden, klassischen Historienmalerei
in charakteristischer Weise unterscheidet. Parallel
zu dem, was sein Historikerkollege Jacques-Nicolas-Augustin
Thierry (1795-1856) anstrebte, könnte man dieses
Verfahren eine "résurrection de l'histoire"
nennen, die im modernen Historienfilm ihre Nachfolge
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