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Einleitung
In dieser Lektion werden recht gegensätzliche Phänomene
der deutschen Malerei behandelt: Zum einen die Kunst der Nazarener,
die als Gegenpol zu Philipp Otto Runge und Caspar David Friedrich
eine völlig unterschiedliche Seite der Romantik repräsentieren,
zum anderen die Landschaftsmalerei von Carl Blechen, Carl
Gustav Carus und Christian Clausen Dahl, die in ihren Auffassungen
von Landschaft die Romantik weit hinter sich gelassen haben.
Die Nazarener
Unter Nazarenern versteht man einen Künstlerkreis, der
sich um die sog. Lukasbrüder gebildet hat. Die Lukasbrüder
fanden sich im Jahr 1808 in Wien zusammen, wo sie an der Akademie
studierten, nämlich Friedrich Overbeck, Franz Pforr,
Joseph Wintergerst, Joseph Sutter, Ludwig Vogel und Johann
Conrad Hottinger. Ihnen gemein war die Opposition zu der an
der Akademie vorherrschenden Kunstauffassung, die sich im
Eklektizismus und
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in der Betonung der handwerklichen Ausbildung erschöpfte.
Sie waren der Überzeugung, daß die Kunst
in erster Linie einen religiösen Auftrag zu erfüllen
habe, daß sie in ihre ursprüngliche Bedingtheit
zurückgeführt werden müsse. Mit Caspar
David Friedrich und Philipp Otto Runge gingen die Lukasbrüder
darin überein, daß das Gefühl die Grundlage
aller künstlerischen Schöpfung sein müsse.
Doch anders als für Runge und Friedrich ist für
sie das Gefühl nicht die letzte Quelle, aus der
das Werk entspringt, sondern religiöse Inspiration.
Die schöpferische Subjekt hat sich ihrer Überzeugung
nach den Instanzen der christlichen Religion und ihrer
Überlieferung unterzuordnen.
Im Juli 1809 schlossen die Gesinnungsgenossen einen
förmlichen Bund. Sie entschlossen sich, ihre weitere
Ausbildung selbst in die Hand zu nehmen und in Italien
fortzusetzen. Im Mai 1810 brachen sie auf. Bevor sie
Rom im Juni erreichten, wallfahrteten sie regelrecht
nach Urbino, wo der von ihnen besonders verehrte Raffael
geboren worden war. Er war ihr Vorbild als Künstler
und Mensch, und viele ihrer Bilder tragen raffaeleske
Züge. In Rom lebten sie nach Art einer religiösen
Bruderschaft, die ihnen und ihren Mitstreitern den Spottnamen
Nazarener einbrachte. In Rom stießen weitere namhafte
Maler hinzu, so 1812 Peter Cornelius, der die nazarenische
Kunst neben Overbeck am nachhaltigsten prägte,
und 1817 Julius Schnorr von Carolsfeld.
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