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Subjektive und objektive Landschaftsauffassung,
Stimmungsmalerei und Wissenschaft: Carus, Dahl und Blechen
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde noch gezweifelt, ob
es notwendig und richtig sei, die Landschaftsmalerei an den
Akademien zu lehren. Ein halbes Jahrhundert später war
dieser Unterricht an allen Akademien fest etabliert. Auf dem
Weg zur akademischen Anerkennung hat die Landschaftsmalerei
vielfältige Strategien entwickelt, um den Anschluß
an die hohe, wahre Kunst zu erreichen. Der Rekurs auf die
Tradition, von Hackert und Reinhart unternommen, wurde bereits
in Lektion 2 behandelt. Nach der romantischen Landschaftsmalerei
von Runge und Friedrich trat die Entwicklung um 1820 in ein
neues Stadium, welches mehrere konkurrierende Optionen hervorbrachte.
Da war zum einen die Malerei des Mediziners, Naturwissenschaftlers
und Malers Carl Gustav Carus (1789-1869), der mit seinen von
ihm selbst so bezeichneten "Erdlebenbildern" versuchte,
die Kunst mit der zeitgleich prosperierenden wissenschaftlichen
Erkenntnis um
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geologische Prozesse in Einklang zu bringen. Den Weg,
den seine künstlerisches Denken zu diesem Ziel
hin nahm, soll in dieser Aufgabe untersucht werden.
Wesentlich zukunftsweisender waren Maler wie Carl Blechen,
der mit seiner Kunst allerdings ein ungeheures Risiko
eingegangen ist, weil es nicht auf eingespielte Sehgewohnheiten
des Publikums Rücksicht nahm. Er mutete dem Betrachter
zu, auf den Ausstellungen der Berliner Kunstakademie
Skizzen als vollgültige Kunstwerke zu akzeptieren.
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, waren Skizzen
nach damaligem Verständnis Vorstufen im Werkprozeß,
Studienmaterialien auf dem Weg zum fertigen Bild. Blechen
gehörte nicht zu den ersten in Deutschland, der
die Skizze pflegte, er hatte jedoch als erster den Mut,
sie auch öffentlich zu zeigen. Die Begegnung mit
Johann Christian Clausen Dahl, der in den 1820er Jahren
in Italien gearbeitet hatte, ließ Blechen mit
Ölskizzen beginnen.
Italien war das Land, in dem die Ölskizze zuerst
gepflegt wurde. Ahnherr der Ölskizze ist der Franzose
François Desportes (1661-1743), am Beginn einer
dann ununterbrochenen Tradition stand der Engländer
Thomas Jones (1743-1803). Am wichtigsten sind die Ölskizzen
von Pierre-Henri Valenciennes (1750-1819), der von den
1760er bis 80er Jahren
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