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innigste
stille Begeistrung derselben war es, was den alten Mahlern
die Hand führte, und nur bei einigen wenigen ist
auch das hinzugekommen oder an die Stelle getreten, was
allein das religiöse Gefühl in der Kunst einigermaßen
ersetzen kann; das tiefe Nachsinnen, das Streben nach
einer ernsten und würdigen Philosophie, die in den
Werken des Leonardo und des Dürer sich freilich nach
Künstlerweise, doch ganz deutlich meldet. Vergebens
sucht ihr die Mahlerkunst wieder hervorzurufen, wenn nicht
erst Religion oder philosophische Mystik wenigstens die
Idee derselben wieder hervorgerufen hat. Dünkte aber
dieser Weg den jungen Künstlern zu fern und zu steil,
so möchten sie wenigstens die Poesie gründlich
studiren, die jenen selben Geist athmet. Weniger die griechische
Dichtkunst, die sie doch nur ins Fremde und Gelehrte verleitet,
und die sie nur in Übersetzungen lesen, wo vor dem
hölzernen Daktylengeklapper die alte Anmuth weit
entflohen ist, als die romantische. Die besten Poeten
der Italiäner, ja der Spanier, nebst dem Shakespear,
ja die altdeutschen Gedichte, welche sie haben können,
und dann die Neueren, die am meisten in jenem romantischen
Geiste gedichtet sind; das seyen die beständigen
Begleiter eines jungen Mahlers, die ihn allmählig
zurückführen könnten in das alte romantische
Land und den prosaischen Nebel antikischer Nachahmerei
und ungesunden Kunstgeschwätzes von seinen Augen
hinwegnehmen. <Die Hauptsache aber bleibt, daß
es dem Künstler Ernst sei mit dem tiefen religiösen
Gefühl, in wahrer Andacht und im lebendigen Glauben;
denn durch die bloße Spielerei der Fantasie mit
den katholischen Sinnbildern, und ohne jene Liebe, welche
stärker ist als der Tod, läßt sich die
hohe christliche Schönheit nicht erreichen.>
<Worin besteht denn nun aber diese christliche Schönheit?
- Man muß vor allen Dingen zur Erkenntnis des Guten
und des Bösen in der Kunstlehre zu gelangen suchen.
Wer das innre Leben nicht hat und nicht kennt, der kann
es auch als Künstler nicht in großer Offenbarung
herrlich entfalten, sondern bewegt sich nur mit fort in
dem verworrnen Strudel und Traume eines bloß äußerlichen,
innerlich ganz wesenlosen und eigentlich nichtigen Daseins;
statt daß uns die Kunst grade aus diesem herausrücken
und in die höhere, geistige Welt emporheben sollte.
Er dient, als falscher Modekünstler, dem leeren Scheine
einer angenehmen Täuschung, und ein solcher erreicht
niemals, ja er berührt auch nicht einmal die Region
des echten Schönen. Die heidnische Kunst geht aus
von der Vollkommenheit der organischen Gestalt, nach dem
positiven Begriff eines fest bestimmten Naturcharakters.
Sie findet auf ihrem Wege der lebendigsten Entfaltung
aller gebildeten Formen, wie von selbst den Reiz der Anmut,
als natürliche Blüte der jugendlichen Schönheit;
aber immer bleibt es mehr ein sinnlicher Reiz, als eine
geistige Anmut der Seele. Will die antike Kunst höher
steigen, so geht sie über in die titanische |
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