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durchaus auf Kosten der Schönheit. Auch fehlen auf den diesjährigen die Figuren im Vorgrunde, womit Blechen sonst seine Gemälde so höchst sinnreich ausstattete. [...]


Besprechung der Kunstausstellung 1832 in der Spenerschen Zeitung

Über die diesjährige Kunstausstellung, in: Berlinische Nachrichten (Spenersche Zeitung), Nr. 251 (25. Oktober 1832), zitiert nach: Rave WV Blechen 1940, S. 28.

"Der Nachmittag auf Capri." Vom Professor Blechen. Es ist nicht ganz leicht, sich der eigentümlichen Auffassung des Herrn Professor Blechen zu akkomodieren. Gelingt dies, so kann man sich allerdings ohne Zwang die Natur so denken, wie sie der Künstler gesehen hat, und findet dann die dreiste Beleuchtung in Sonnenschein und Schlagschatten wirksam und auch treu, ja sogar auf eine überzeugende Weise treu, wenn man so recht diesem, freilich immer etwas eigentümlich geistigen Erfassen der Natur folgt, wie z. B. in dem Gehölz, welches sich nach dem Orte Capri hinaufzieht.
"Schlucht bei Subiaco, mit dem Blick auf das Kloster S. Scholastica", von Demselben. Was Referent früher ausgesprochen hatte, daß nämlich durch kahle riesenhafte Massen nur die Natur selbst, nicht aber ihr Bild wirken kann, findet er auch hier bestätigt. Die Schlucht ist durch kahle Felswände gebildet, für die der Maßstab fehlt, und das Kloster ist zu untergeordnet, als daß ein Kontrast eine Wirkung herbeiführen könnte.
"Villa Estense bei Tivoli." Von Demselben. Da Herr Professor Blechen jeder Natur durch seine Darstellungsweise einen frappanten Charakter abzugewinnen sucht, so muß ihm die Villa Estense mit ihren riesenhaften Zypressen als landschaftliches Motiv besonders angenehm gewesen sein. So hat er sie denn auch unter einem gewissen Aufschwung der Phantasie erfaßt und auf pikante Weise dargestellt. Zu leugnen ist indessen nicht, daß die Bäume größer erscheinen, als sie die Natur selbst in seltenen Fällen gibt, und dies bewirkt hauptsächlich die Staffage, welche den Maßstab anlegt. Die pikanten Lichteffekte sind allerdings von Erfolg, jedoch machen sie das Bild etwas unruhig. Die kleineren Arbeiten des Herrn Professor Blechen interessieren fast nur durch die Eigentümlichkeit, ja Barockheit der Darstellungsart, wie z. B. Nr. 53 [Bild "Castel Gandolfo bei Albano", Rave 1940, Nr. 846, Abb. S. 275], wo die Baumstämme beinah wie Knochen aussehen. Als ganz einfache landschaftliche Gegenstände verhalten sich solche Darstellungen zur wirklichen Landschaft wie ein Genrebild zu einem Historienbilde, d. h. wenn jenes, durch die reine nackte Natur, das volle Leben erreichen will, will dies

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