Stadt als Schauplatz geeignet war, läßt
sich anhand der größten Kunstsensationen
der 1780er Jahre belegen. 1784 war Jacques-Louis David
eigens nach Rom gereist, um dort den Schwur der Horatier
(Bild)
zu malen. Wichtiger als das Malen in unmittelbarer
Nähe zu den Werken der Antike war es ihm jedoch,
das Bild vor einem internationalen Publikum zu zeigen.
Davids Kalkül ging auf - die Ausstellung machte
den Maler schlagartig in ganz Europa bekannt.
Wie bereits erwähnt, hatten sich Goethe, Moritz,
Carstens und Tischbein, ja selbst Rode für einige
Jahre auf den Weg nach Italien gemacht. Unter den Protagonisten
hatte nur Goethe direkte Kontakte vor Ort geknüpft,
nämlich mit Moritz und Tischbein. Mit Tischbein
reiste Goethe nach Süditalien, wo das wohl berühmteste
Portrait Goethes entstand (Bild).
Gerade die Einflüsse, die Goethe auf den
"Sulzer-Adepten" Tischbein ausübte, zeigen,
daß man bei den oben konstatierten Gegensätzlichkeiten
zwischen den Lagern keine absolute Polarität konstruieren
kann. In der künstlerischen Praxis war die Umsetzung
der verschiedenen ästhetischen Konzepte jedenfalls
kein Generationenkonflikt.
Von allen Italienfahrern hatte Carstens den größten
Drang verspürt, in Rom zu leben.Obwohl vom preußischen
König nur mit einem zeitlich begrenzten Stipendium
versehen, blieb er lebenslang jenseits der Alpen.
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