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Mengs, Johann Joachim Winckelmann, 1756

Rom, die Hauptstadt des Kirchenstaates und Zentrum der katholischen Christenheit, war seit dem Barock Anziehungspunkt für Künstler aller Nationen. Romaufenthalte standen meist bekrönend am Ende einer vielversprechenden akademischen Ausbildung, die Hoffnungsträgern mittels Stipendien zuteil wurde. Die intensive Kenntnis der römisch-kaiserzeitlichen Antike ließ eine erfolgreiche Tätigkeit auf den Feldern der Prachtbaukunst, Bildhauerei und Historienmalerei erwarten. Die Franzosen hatten 1648 sogar eine Kunstakademie vor Ort etabliert. Weitere Künstlergruppen kamen aus England und Skandinavien. Auf deutsche Künstler übte Rom eine besondere Anziehungskraft aus, nachdem sich Johann Joachim Winkelmann (1717-1768), Autor des epochemachenden Werks "Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst", 1755 dauerhaft dort niedergelassen hatte. Die Künstler bildeten von den Römern weitgehend abgesonderte Kommunitäten, und zwischen den Gruppierungen entstand ein lebhafter Austausch.
Dieser Austausch und die Konkurrenzsituation unter den Künstlern führten dazu, daß fast alle Neuerungen in der europäischen Kunst zwischen 1770 und 1830 von Rom ausgingen. Wie sehr die Ewige

Stadt als Schauplatz geeignet war, läßt sich anhand der größten Kunstsensationen der 1780er Jahre belegen. 1784 war Jacques-Louis David eigens nach Rom gereist, um dort den Schwur der Horatier (Bild) zu malen. Wichtiger als das Malen in unmittelbarer Nähe zu den Werken der Antike war es ihm jedoch, das Bild vor einem internationalen Publikum zu zeigen. Davids Kalkül ging auf - die Ausstellung machte den Maler schlagartig in ganz Europa bekannt.
Wie bereits erwähnt, hatten sich Goethe, Moritz, Carstens und Tischbein, ja selbst Rode für einige Jahre auf den Weg nach Italien gemacht. Unter den Protagonisten hatte nur Goethe direkte Kontakte vor Ort geknüpft, nämlich mit Moritz und Tischbein. Mit Tischbein reiste Goethe nach Süditalien, wo das wohl berühmteste Portrait Goethes entstand (Bild).
Gerade die Einflüsse, die Goethe auf den "Sulzer-Adepten" Tischbein ausübte, zeigen, daß man bei den oben konstatierten Gegensätzlichkeiten zwischen den Lagern keine absolute Polarität konstruieren kann. In der künstlerischen Praxis war die Umsetzung der verschiedenen ästhetischen Konzepte jedenfalls kein Generationenkonflikt.
Von allen Italienfahrern hatte Carstens den größten Drang verspürt, in Rom zu leben.Obwohl vom preußischen König nur mit einem zeitlich begrenzten Stipendium versehen, blieb er lebenslang jenseits der Alpen.

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