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Nationalgeschichtliche Themen in der
Historienmalerei: Wilhelm Tischbein und
Bernhard Rode
Diese Aufgabe behandelt die Hereinnahme nationalgeschichtlicher
Themen in die Historienmalerei. War sie bislang eine Domäne
antiker Sujets, so griffen am Ende des 18. Jahrhunderts, auch
in Frankreich, Maler vereinzelt mittelalterliche Themen auf.
Eine Kunstauffassung, die dem Bildthema zur Aufgabe macht,
den Betrachter zu belehren, indem es ihm nachahmenswerte Exempla
vor Augen führt, muß die Epoche an sich, aus der
sie Themen entnimmt, wertschätzen. Die Entdeckung des
Mittelalters als vorbildhafte Epoche, die im 19. Jahrhundert
weitreichende Folgen haben sollte, vollzog sich zunächst
innerhalb der Aufklärung, die die Thematik eines Bildes
als lehrhaftes Modell ansah und sich in der Theorie überlegt
hat, wie die Wirkung eines Bildes sichergestellt wird. Sulzer
hat für diese Auffassung die Stichworte geliefert.
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Tischbein
Im Mittelpunkt steht ein Bild von Johann Heinrich Wilhelm
Tischbein, der einer Malerfamilie entstammt, die mehrere
Hofmaler und Akademiedirektoren hervorgebracht hat.
Von 1779 bis 1781 hielt er sich in Rom auf, wohin er
im Jahr darauf mit einem von Goethe erwirkten Stipendium
des Herzogs Ernst von Sachsen-Gotha zurückkehrte.
1789 wurde er zum Direktor der Kunstakademie in Neapel
ernannt, wo er bis zum Einmarsch der Franzosen 1799
blieb. In Neapel stand er in Kontakt mit Sir William
Hamilton, dessen Sammlung antiker Vasen er 1791-95 publizierte.
Für den Herzog von Sachsen-Gotha malte Tischbein
1784 das großformatige Historienbild "Conradin
von Schwaben und Friedrich von Österreich vernehmen
beim Schachspiel ihr Todesurteil". Es Tischbeins
Hauptwerk seiner römischen Zeit und eine Inkunabel
der Behandlung mittelalterlicher Themen.
Dargestellt ist eine Begebenheit aus dem Jahr 1268.
Konrad von Hohenstaufen, der versucht hatte, sein väterliches
Erbe vor der Herrschaft des vom Papst unterstützten
Karl von Anjou zu bewahren, unterlag in der Schlacht
von Tagliacozzo. Er wurde auf der Flucht zusammen mit
seinem Vetter Friedrich von Österreich gefangen
genommen und nach Neapel verbracht. Beiden wurde der
Prozeß gemacht, an dessen Ende die Hinrichtung
stand.
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