Daß einer,
der ziemlich schlecht räsonierte, sich einfallen
ließ, gewisse Beschäftigungen und Freuden
der Menschen, die bei ungenialischen, gezwungnen Nachahmern
Arbeit und Mühseligkeit wurden, ließen sich
unter die Rubrik Künste, schöne Künste
klassifizieren, zum Behuf theoretischer Gaukelei, das
ist denn der Bequemlichkeit wegen Leitfaden geblieben
zur Philosophie darüber, da sie doch nicht verwandter
sind als septem artes liberales der alten Pfaffenschulen.
Wir erstaunen, wie Herr S.,
wenn er auch nicht drüber nachgedacht hätte,
in der Ausführung die große Unbequemlichkeit
nicht fühlen mußte, daß, solange man
in generalioribus sich aufhält, man nichts sagt
und höchstens durch Deklamation den Mangel des
Stoffes vor Unerfahrnen verbergen kann.
Er will das unbestimmte Prinzipium:
Nachahmung der Natur, verdrängen und gibt uns ein
gleich unbedeutendes dafür: die Verschönerung
der Dinge. Er will, nach hergebrachter Weise, von Natur
auf Kunst herüberschließen: "In der
ganzen Schöpfung stimmt alles darin überein,
daß das Aug' und die andern Sinnen von allen Seiten
her durch angenehme Eindrücke gerührt werden."
Gehört denn, was unangenehme Eindrücke auf
uns macht, nicht so gut in den Plan der Natur als ihr
Lieblichstes? Sind die wütenden Stürme, Wasserfluten,
Feuerregen, unterirdische Glut, und Tod in allen Elementen
nicht ebenso wahre Zeugen ihres ewigen Lebens als die
herrlich aufgehende Sonne über volle Weinberge
und duftende Orangenhaine? Was würde Herr Sulzer
zu der liebreichen Mutter Natur sagen, wenn sie ihm
eine Metropolis, die er mit allen schönen Künsten,
Handlangerinnen, erbaut und bevölkert hätte,
in ihren Bauch hinunterschlänge?
Ebensowenig besteht die Folgerung:
"Die Natur wollte durch die von allen Seiten auf
uns zuströmenden Annehmlichkeiten unsre Gemüter
überhaupt zu der Sanftmut und Empfindsamkeit bilden."
Überhaupt tut sie das nie, sie härtet vielmehr,
Gott sei Dank, ihre echten Kinder gegen die Schmerzen
und Übel ab, die sie ihnen unablässig bereitet,
so daß wir den den glücklichsten Menschen
nennen können, der der stärkste wäre,
dem Übel zu entgegnen, es von sich zu weisen und
ihm zum Trutz den Gang seines Willens zu gehen. Das
ist nun einem großen Teil der Menschen zu beschwerlich,
ja unmöglich; daher retirieren und retranchieren
sich die meisten, sonderlich die Philosophen; deswegen
sie denn auch überhaupt so adäquat disputieren.
Wie partikular und eingeschränkt
ist folgendes, und wie viel soll es beweisen! "Vorzüglich
hat diese zärtliche Mutter den vollen Reiz der
Annehmlichkeit in die Gegenstände gelegt, die uns
zur Glückseligkeit am nötigsten sind, besonders
die selige Vereinigung, wodurch der Mensch eine Gattin
findet." Wir ehren die Schönheit von ganzem
Herzen, sind für ihre Attraktion nie unfühlbar
gewesen; allein sie hier zum primo mobili zu machen,
kann nur der, der von den geheimnisvollen Kräften
nichts ahndet, durch die jedes zu seinesgleichen gezogen
wird, alles unter der Sonne sich paart und glücklich
ist.
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