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[...] Auflösung dieser psychologischen und politischen
Aufgabe: "Wie ist es anzufangen, daß der
dem Menschen angebohrne Hang zur Sinnlichkeit, zu Erhöhung
seiner Sinnesart angewendet, und in besondern Fällen
als ein Mittel gebraucht werde, ihn unwiderstehlich
zu seiner Pflicht zu reizen?" In der Auflösung
dieser Aufgabe, findet der Künstler den Weg, den
er zu gehen hat, und der Regent die Mittel, die er anzuwenden
hat, die vorhandenen Künste immer vollkommener
zu machen und recht anzuwenden.
[...]
Jede Kunst hat wieder ihre vielfachen Nebenzweige, die
vielleicht am füglichsten durch die Gattungen der
darinn behandelten ästhetischen Kräfte könnten
bestimmt werden. So giebt es besondere Nebenzweige in
jeder Kunst, wo blos auf das Schöne gearbeitet
wird. Dahin gehören alle Werke, die keine andere
Absicht haben, als den Geschmak am Schönen zu ergötzen.
In der Dichtkunst artige Kleinigkeiten, in der Mahlerey
Blumen-Stücke, Landschaften, die blos schön,
ohne bestimmten leidenschaftlichen Charakter; in der
Musik Stüke, worin außer Harmonie und Rhythmus
wenig Bestimmtes zu merken ist. Andre Nebenzweige arbeiten
fürnehmlich auf Vollkommenheit und Wahrheit, wie
in redenden Künsten die unterrichtende Rede, das
Lehrgedicht, eine Art der Aesopischen Fabel und andere
Arten. [...]
[...]
Der allgemeine Grundsatz für die Wahl der Materie
ist dieser: Der Künstler wähle Gegenstände,
die auf die Vorstellungs- und Begehrungskräfte
einen vortheilhaften Einfluß haben; denn nur diese
verdienen uns stark zu rühren und unvergeßlich
gefaßt zu werden, alles andre kann vorübergehend
seyn.
[...]
Den wichtigsten Nutzen haben die Werke der Kunst, die
uns Begriffe, Vorstellungen, Wahrheiten, Lehren, Maximen,
Empfindungen einprägen, wodurch unser Charakter
gewinnt, und die wir, ohne als Menschen oder als Bürger
an unserm Werthe zu verlieren, nicht missen können.
Sollten aber dergleichen Dinge nicht statt haben, so
hat der Künstler schon genug gethan, wenn unser
Geschmak am Schönen durch sein Werk befestigt oder
erhöhet wird. [...]
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