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darinn offenbart. - Es kann also nie zum Vergleichungspunkte
für das Schöne der bildenden Künste,
eben so wenig als der wahren Nachahmung des Schönen
zum Vorbilde dienen; weil das höchste Schöne
im Einzelnen der Natur immer noch nicht schön genug
für die stolze Nachahmung der edlen und majestätischen
Verhältnisse des großen Ganzen der Natur ist.
- Das Schöne kann daher nicht erkannt, es muß
hervorgebracht - oder empfunden werden.
Denn weil, in gänzlicher Ermanglung eines Vergleichungspunktes,
einmal das Schöne kein Gegenstand unsrer Denkkraft
ist, so würden wir, in so fern wir es nicht selbst
hervorbringen können, auch seines Genusses ganz entbehren
müssen, indem wir uns nie an etwas halten
könnten, dem das Schönere näher käme,
als das Minderschöne - wenn nicht etwas die Stelle
der hervorbringenden Kraft in uns ersetzte, das ihr so
nahe wie möglich kömmt, ohne doch sie selbst
zu seyn: - dieß ist nun, was wir Geschmack
oder Empfindungsfähigkeit für das Schöne
nennen, die, wenn sie in ihren Grenzen bleibt, den Mangel
des höhern Genusses bei der Her-vorbringung des Schönen,
durch die ungestörte Ruhe der stillen Betrachtung
ersetzen kann.
[...]
Was uns daher allein zum wahren Genuß des Schönen
bilden kann, ist das, wodurch das Schöne selbst entstand;
vorhergegangne ruhige Betrachtung der Natur und Kunst,
als eines einzigen grossen Ganzen, das in allen seinen
Theilen sich in sich selber spiegelnd, da den reinsten
Abdruck läßt, wo alle Beziehung aufhört,
in dem ächten Kunstwerke, das, so wie sie, in sich
selbst vollendet, den Endzweck und die Absicht seines
Daseyns in sich selber hat. -
[...] |
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