Der für Weltenburg
oft gebrauchte Begriff des 'theatrum sacrum' ist nicht nur metaphorisch
gemeint. Es gibt ganz konkrete Parallelen zu einer besonderen Aufgabe
der Theaterkunst im Bereich der kirchlichen Festdekorationen, die
im Barock mit den Begriffen 'apparato', 'machina' oder eben 'teatro
sacro' bezeichnet wurden.
Die bekanntesten Beispiele des 'theatrum sacrum'
sind wohl die sogenannten Quarantore-Dekorationen, die bevorzugt
in der Karwoche zum Anlaß eines 40-stündigen Gebets errichtet
wurden: aufwendige Schaugerüste mit architektonisch-bildkünstlerischen
Inszenierungen des Allerheiligsten Sakraments, bei denen theatralische
Effekte mit perspektivisch konstruierter Scheinarchitektur verbunden
waren.
Nicht nur die barocke Bühne, auch
die Altarbaukunst gab Anstöße für solche architektonischen
Inszenierungen, wie etwa der Entwurf Andrea Pozzos für den
Hochaltar der römischen Jesuitenkirche zeigt, der ebenfalls
einige Parallelen zum Weltenburger Altarprospekt aufweist. Pozzo
hatte den Entwurf in seinem Lehrbuch über perspektivische Darstellungen
publiziert. Im begleitenden
Text wird auch die Möglichkeit von Arkadenöffnung
und indirekter Beleuchtung angesprochen.
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