Dennoch geht die Formvielfalt über das
Repertoire der Renaissancearchitektur hinaus. Das liegt zum einen
an der Verwendung und Entwicklung weiterer Grundformen wie zum Beispiel
der Ovalrotunde (mehr dazu in Kapitel 3) oder sternförmiger
Raumkonfigurationen, wie sie Borrominis Innenraum von S. Ivo della
Sapienza in Rom zeigt.
Das liegt zum anderen daran, daß in der
Kombination der grundlegenden Schemata immer wieder neue Raumformen
entwickelt werden konnten. Ein Beispiel dafür ist Guarino Guarinis
Kirche San Lorenzo in Turin, bei der aus der Kombination eines Oktogons
mit einer angefügten Rotunde die neuartige Grundfigur eines
kurvierten
Oktogons entstanden ist, das man präzise als 'konkaves
Bogenoktogon' bezeichnen könnte.
Reichtum der Raumformen und phantastische Raumwirkungen
scheinen ein Wert an sich gewesen zu sein, und auch das enge Zusammenwirken
mit einer üppigen Ausstattungskunst erzielt in vielen Fällen
einen suggestiven Appell an die Sinne des Betrachters.
|