Verglichen mit 'Il Gesù' haben sich
die proportionalen Verhältnisse innerhalb der Fassade grundlegend
verschoben. Die Höhe überwiegt nun eindeutig die Breite;
ein straffer, aufgerichteter Zug geht durch die Fassade, für
den vor allem auch die freie Entwicklung des oberen Stockwerks wichtig
ist, das durch die kleineren, aufrecht gestellten Voluten nicht mehr
'eingepackt', sondern geschmückt wird.
Diese "energische Betonung des Verticalstrebens"
(Wölfflin) bewirkt für sich genommen ein gerichtetes Moment,
ein Moment dynamischer Bewegung in der Fassadenarchitektur. Bei
S. Susanna läuft dies jedoch nicht auf eine einseitige und
damit instabile Zuspitzung hinaus, weil das Aufstrebende der Front
in der breit gelagerten Entwicklung der einfach gestalteten Nebengebäude
mit dem Konvent der Zisterzienserinnen seinen Ausgleich findet.
Diese Gegensätze schließen sich
nicht aus, sondern halten sich im Sinne einer belebten Ruhe oder
einer bewegungsfähigen Erscheinung des Ganzen die Waage.