
Johannes Gumpp (1626-nach 1646)
Selbstbildnis, 1646
Öl/Lw., 88,5 x 89 cm,
Florenz, Galleria degli Uffizi
(in dem Trompe
l'oeil über der Staffelei signiert und datiert "Johannes
Gumpp im 20. Jare 1646")
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Dem Betrachter wird hier die Situation
bei der Anfertigung eines Selbstbildnisses vor Augen geführt.
Der Künstler ist offenbar gerade bei der Arbeit, er hat
seine rechte Hand mit dem Pinsel auf den Malstab gestützt.
Ein Spiegel dient ihm als Vorbild für sein Gemälde.
Dadurch sehen wir den Maler dreimal: die Rückenansicht
in der Mitte ist sehr dunkel und fällt zunächst kaum
auf; sein Gesicht erscheint auf der linken Bildseite als Spiegelbild
und auf der rechten in dem Porträt auf der Staffelei.
Beide Köpfe (Spiegelbild und Bildnis) gleichen sich in
Haltung und Ausdruck. Während jedoch der Blick des Spiegelbildes,
entsprechend dem des Malers, in eine unbestimmte Richtung geht,
scheint das Bildnis direkt den Betrachter anzublicken. Der Bezug
nach außen wird also nicht durch die Figur des Künstlers
oder seine Reflexion, sondern erst durch das von ihm nach dem
Spiegelbild angefertigte Bildnis hergestellt.
Die Katze und der Hund symbolisieren in Cesare Ripa's "Iconologia"
den "contrasto",
den Gegensatz unterschiedlicher Naturen. In Gumpps ungewöhnlichem
Selbstporträt unterstützen sie das Thema: die unterschiedlichen
Abbildungsweisen des Spiegels, der nur die momentane, oberflächliche
Erscheinung wiedergibt, und des Gemäldes, das auf Repräsentation
und innere, tiefergehende Ähnlichkeit angelegt ist und
damit den Spiegel ganz eindeutig in den Schatten stellt. [KM] |