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Bièfve, Der Kompromiß des niederländischen Adels 1566, 1849





Mitsprache verlangt hatte, wie sich ein junger Staat (Belgien war aus der Revolution von 1830 als eigenständige Monarchie hervorgegangen) im Rückgriff auf die Geschichte der Region eine nationale Vergangenheit und damit eine von den Nachbarstaaten deutlich abgesetzte Identität zu schaffen vermochte. Die Bilder waren im Auftrag des belgischen Staates für die Brüsseler Cour de Cassation gemalt worden und sollten an zwei bedeutende Ereignisse der nationalen Unabhängigkeitsbewegung erinnern.

Der Aufschwung der Historienmalerei nach 1848

Die Auseinandersetzung um den in den belgischen Bildern enthaltenen Realismus mündete in eine breite Auseinandersetzung über die richtige Auffassung der Geschichtsmalerei ein, die in der zweiten Jahrhunderthälfte, die eigentlich schon mit dem Revolutionsjahr 1848 begann, neue Nahrung erhielt. Das Bürgertum konnte nun öffentlich, wenn auch noch bei weitem nicht uneingeschränkt, ein eigenes, eben bürgerliches Geschichtsbild konstituieren, während gerade die Wand- und Geschichtsmalerei der Nazarener dadurch kompromittiert war, daß sie sich von der

Monarchie zu sehr hat in Dienst nehmen lassen.
Die Historienmalerei wurde seit 1850 von dem unaufhaltsamen Aufstieg der Geschichte zur entscheidenden Deutungsinstanz des öffentlichen Lebens getragen. Mit Niebuhr und Ranke war die Geschichte zur Leitwissenschaft unter den Geisteswissenschaften aufgestiegen, das Geschichtsdenken prägte die Weltsicht. So forderte Wilhelm von Kaulbach seine Schüler mit den Worten auf: "Geschichte müssen wir malen, Geschichte ist die Religion unserer Zeit, Geschichte allein ist zeitgemäß." In den Jahren, die hier im Zentrum stehen, ist die Kunst mit der Wissenschaft ein enges Verhältnis eingegangen. Noch sahen die Historiker in der Malerei eine legitime Weise, wissenschaftlich fundiert und ehrlich Geschichte abbilden und einer Öffentlichkeit vermitteln zu können. Dieses Verhältnis war jedoch zu keinem Zeitpunkt spannungsfrei. Wurde im Fahrwasser des Historismus vom Historienbild zunächst vollkommene Geschichtstreue im Sinne kostümlicher Richtigkeit und illusionistischer Plausibilität gefordert, so versuchten manche Künstler, nicht doch noch ein Stück Idealität zu bewahren - zumal im bürgerlichen Publikum traditionelle Erwartungen an die höchste Gattung der Malerei fortbestanden.

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