beobachtend festhielt und seine Notate wie die frühen
Gemälde gewissenhaft, ja fast ängstlich vor
der Mitwelt verborgen hielt. Menzel zeichnete schlichtweg
alles, und seine Skizzenbücher waren ihm motivische
Enzyklopädien des Lebens, welches er für seine
Gemälde wie ein Steinbruch nutzte.
Er ging dabei auf eine sonderbare, völlig unakademische
und dabei geniale Art und Weise vor: Er fertigte keinerlei
vorbereitende Kompositionsstudien an, sondern hatte
die Bildkomposition bereits fertig im Kopf. Die Realisierung
auf der Leinwand vollzog sich wie die Herstellung eines
Mosaiks, wobei er Partie neben Partie setzte und jede
für sich vollends durcharbeitete. Die Mosaiksteinchen
bestanden aus seinen Zeichnungen, welche er dem Bildzusammenhang
entsprechend kombinierte. Sein Bildrealismus entstand
also in Wahrheit durch eine Montage von Motiven, die
aus allen möglichen verschiedenen Zusammenhängen
stammten. Ohne seine Studien, an die er sich, wie Max
Liebermann bezeugt hat, geradezu sklavisch gehalten
hatte, malte Menzel nicht das geringste Detail. Menzel
konnte seine Vorstellungen von Authentizität nur
realisieren, indem er Summen bildete aus Wirklichkeitsfragmenten,
die er zuvor zeichnend der Natur nachgebildet hatte.
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