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Hilsdorf, Menzel zeichnend, 1904

Adolph Menzel

Adolph Menzel (1815-1905) gehört zu den produktivsten Künstlern des 19. Jahrhunderts. Am Beginn seiner Laufbahn standen für den Lithographensohn, der nur kurze Zeit die Akademie besucht und sich im wesentlichen autodidaktisch fortgebildet hatte, gewaltige Illustrationsaufträge für Werke, die in erster Linie von König Friedrich dem Großen stammten oder über ihn handelten. Auch als Maler wurde er zu Lebzeiten hauptsächlich durch seine Bilder nach Szenen aus dem Leben dieses für die preußische Identität so wichtigen Königs bekannt.
Neben dem bekannten Menzel gab es auch noch mehrere unbekannte. Zum einen gab es den Maler der Frühzeit, der mit skizzenhaften Werken wie dem "Balkonzimmer" für ein Vorläufer der Impressionisten eingeschätzt wird. Erst die kurz nach seinem Tode veranstaltete Gedächtnisausstellung förderte die Studien und Gemälde aus den 1840er und 50er Jahren zutage, in denen sich ein freier malerischer Stil manifestiert. Und es gab den exzessiven Zeichner Menzel, der alle Erscheinungen der Realität scharf

beobachtend festhielt und seine Notate wie die frühen Gemälde gewissenhaft, ja fast ängstlich vor der Mitwelt verborgen hielt. Menzel zeichnete schlichtweg alles, und seine Skizzenbücher waren ihm motivische Enzyklopädien des Lebens, welches er für seine Gemälde wie ein Steinbruch nutzte.
Er ging dabei auf eine sonderbare, völlig unakademische und dabei geniale Art und Weise vor: Er fertigte keinerlei vorbereitende Kompositionsstudien an, sondern hatte die Bildkomposition bereits fertig im Kopf. Die Realisierung auf der Leinwand vollzog sich wie die Herstellung eines Mosaiks, wobei er Partie neben Partie setzte und jede für sich vollends durcharbeitete. Die Mosaiksteinchen bestanden aus seinen Zeichnungen, welche er dem Bildzusammenhang entsprechend kombinierte. Sein Bildrealismus entstand also in Wahrheit durch eine Montage von Motiven, die aus allen möglichen verschiedenen Zusammenhängen stammten. Ohne seine Studien, an die er sich, wie Max Liebermann bezeugt hat, geradezu sklavisch gehalten hatte, malte Menzel nicht das geringste Detail. Menzel konnte seine Vorstellungen von Authentizität nur realisieren, indem er Summen bildete aus Wirklichkeitsfragmenten, die er zuvor zeichnend der Natur nachgebildet hatte.

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