französischen Historienmalerei vertraut gemacht,
die in jenen Jahren maßgeblich von Paul Delaroche
(siehe Frankreich, Lektion 5, Aufgabe A) geprägt
wurde. Bièfve war sogar ein direkter Delaroche-Schüler.
Die Gemälde setzten sich mit ihrer an der venezianischen
und flämischen Malerei geschulten Farbigkeit und
ihrem Illusionismus, die den Betrachter zum unmittelbaren
Augenzeugen des Geschehens werden ließ, von der
in Deutschland geübten Historienmalerei ab. Diese
war bislang vom Vorbild der Wandmalerei her gedacht
und betonte folglich die Zeichnung vor der Farbe. In
der Behandlung der Themen versuchte die romantisch-nazarenische
Malerei über die äußere Erscheinung
der Ereignisse zugleich die ideelle Bedeutung des Geschehens
zu visualisieren. Die belgischen Bilder wurden vom Publikum
sogar als so modern empfunden, daß sie den bis
dato als fortschrittlichsten geltenden deutschen Maler,
nämlich Lessing, ins Hintertreffen geraten ließen.
In Berlin liefen sie Lessings vielbeachtetes Bild "Hus
in Kon-stanz" gezeigt (siehe Lektion 5) den Rang
ab, welches dort zeitgleich zu sehen war.
Die Wirkung der Werke Gallaits und de Bièfves
ist jedoch nicht ohne den Umstand zu erklären,
daß es belgische Werke waren. Sie demonstrierten
dem vormärzlichen bürgerlichen Publikum, welches
bis 1848 vergeblich nach politischer
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