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Anonym 1834: Das Genre tritt in Konkurrenz zur Historie

Anonym, in: Museum, Jg. 2 (1834), S. 300.

Ueberhaupt aber werden wir alle Ursache haben, mit den Historienbildern zart und rücksichtsvoll umzugehen. Schon die geringe Zahl derselben, dann der Umstand, dass es zu keinen geltenden Schulen oder Richtungen kommen will, zeigt, dass diese Gattung von der Zeit nicht begünstigt und unterstützt ist. [...] Dass diese Gattung (Genre) deswegen, weil sie auch das Niedrige darstellen kann, nicht selbst niedriger als andere Kunstarten sei, ist vorlängst bewiesen und auch jetzt ziemlich allgemein erkannt. Man kann nicht leugnen, dass oft die geschickte Vergegenwärtigung einer an sich höchst unbedeutenden Scene dem Beschauer weit mehr zu denken und zu empfinden giebt, als manches historische Bild vom feierlichsten Inhalt.


Hotho 1842: Bindung der Kunst an Inhalt und Wahrheit

Hotho: Geschichte der deutschen und niederländischen Malerei. eine öffentliche Vorlesung an der Kgl. Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin, 2 Bde., 1842/43, Bd. 1, S. 137.

Soll nun das Genre auf dem entgegengesetzten Standpuncte stehn, so scheint nichts zutreffender, als die Erklärung, daß während die historische Kunst für die Macht ihres Ausdrucks das in sich Substanzielle, die Hauptsache in Charakteren, Situationen und Lebenssphären zum bleibenden Mittelpunkt nehme, die Genremalerei sich umgekehrt an das Vorübergehende und Gleichgültige halte. Sie lasse insofern die Nebensachen der Natur und des menschlichen Thuns und Empfindens zur Hauptsache werden. Mit derartigen Behauptungen würden wir nur jenen falschen Enthusiasten zu Munde reden, die mit der Ansicht großthun, wer ein echter Maler sei, müsse nichts als biblische Geschichten und historische Momente componiren, [...] Darauf kommt es in der Malerei gerade, unter allen Künsten fast, am wenigsten an. Wie das seinem Gehalt nach Dauerndste und Höchste hat sie auch das in seinem Dasein Flüchtigste und in seiner Erscheinung Particulärste als Inhalt aufzufassen. Dies Momentane aber, wenn sie es wählen soll, darf sich nicht in dem bedeutungslosen leeren Spiel seiner haltlosen Existenz für sich isolirt umhertreiben, und dadurch von jeder Wurzel losgelöst sein, welche in den substanziellen Boden der Natur und des Geistes eingreift. Der Künstler, der sich auf diesen Kreis

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