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durch die, mit weisem Vorbedacht gewählte, künstlerische Verzierung, den Ruhm, die Sinnesart und die reiche Geschichte des Deutschen Mittelalters vergegenwärtigen, und hinsichtlich der Pietät, die wir den Leistungen unsrer Vorfahren gezollt, unseren eignen Bestrebungen eine verdiente Anerkennung sichern wird, - oder aber wir opfern die stolzesten Erinnerungen den kleinen Interessen der Gegenwart (wenn übrigens solche vorhanden sind) auf, und gestalten, rücksichtslos, den in ernster Absicht, und zu den wichtigsten Zwecken aufgeführten Bau zu einem bloßen Monument unsrer Prachtliebe um. -
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[...] Die beschriebene Einrichtung des Krönungssaales bestand bis vor etwa hundert Jahren noch unverletzt. Diese gab noch immer dem sie Befragenden ein leicht verständliches Zeugniß von dem Anordnungen, welche das deutsche Kaiserthum den Mustern in Rom und Byzanz nachgebildet. Die Spuren, welche hochwichtige Ereignisse der vaterländischen Geschichte hier zurückgelassen hatte, waren bis dahin unverwischt. Die Verlegung der Krönungsfeierlichkeiten nach Frankfurt muß als die eigentliche Ursache gelten, warum sowohl bei den Autoritäten des Reichs, wie bei der städtischen Obrigkeit das lebendige Interesse, den Kaisersaal in seiner vollständigen Pracht zu erhalten, erlosch. Nachdem derselbe manche Jahre über verlassen und vernachläßigt, und keine Hoffnung mehr vorhanden war, hier die Herrlichkeit wieder entfalten zu sehen, welche die voraufgegangnen Zeiten so oft anzustaunen Gelegenheit gehabt hatten, gab man dem Gedanken Raum, die für den kaiserlichen Hofhalt bestimmten Säle mit den Gemächern des bürgerlichen Rathhauses, in welchen der Magistrat sich freilich beengt fühlen mußte, zu verschmelzen, und sie in der Zukunft hauptsächlich für städtische Zwecke zu vernützlichen. [...]
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In manchem Herzen mag der Wunsch emporgestiegen sein, die Stadt möge hochsinnig auf die Usurpation verzichten, welche die Verstümmlung der altehrwürdigen Halle veranlaßte, und diese in verjüngter Herrlichkeit als ein bedeutungsvolles Nationaldenkmal wieder herstellen. [...] Vor wenigen Jahren wurde das Projekt angeregt, die in dem Saale befindlichen Gemälde durch bessere gediegnere Leistungen der Düsseldorfer Schule zu ersetzen. Der Rheinische Kunstverein sagte in einem Falle, wo es sich darum handelte, ein historisch wichtiges Baudenkmal würdig zu verherrlichen, eben so bereitwillig wie großmüthig seine Beihülfe zu. Zu untersuchen, in wie fern die beabsichtigte Ausschmückung der Geschichte und der eigentlichen Bestimmung des Gebäudes harmonisch entspreche, in wie fern die Fürsorge für die Erhaltung der vaterländischen Denkmale dadurch gefördert oder beeinträchtigt werden würde, mußte eine innere Angelegenheit der Stadt Aachen seyn. [...]
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