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  Dießen
Mariä Himmelfahrt,
ehemalige Stiftskirche der Augustiner-Chorherren
Johann Michael Fischer
1732-1739
 
     
 
Lektion VI: Der kirchliche Saalraum

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VI / Kap. 4
 
  4. Das alternative Modell der Wandpfeilerbauweise

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts setzte in Süddeutschland der Bautypus der Wandpfeilerkirchen ein, der als tonnengewölbter Saalraum zwar mit den römischen Großbauten der Gegenreformation verwandt ist, sich davon aber als autochthone Entwicklung abhebt. Bestimmend wurde er für den Sakralbau im Kurfürstentum Bayern und in den katholischen Territorien Schwabens und der Schweiz. Bis weit in das 18. Jhdt. hinein entstanden Hauptwerke des süddeutschen Barock als Varianten dieser Raumform, so zum Beispiel die Stiftskirche in Dießen am Ammersee.

In letzter Zeit zeichnet sich eine Tendenz ab, den Typus des Wandpfeilersaals mit den römischen Saalräumen zu vermengen. In der Dissertation von Gisela Deppen (1953) wurden beide Bauformen noch klar unterschieden. Ihre Vermischung dokumentiert sich in dem bereits genannten Kirchenführer zur Theatinerkirche in München, und auch die 'Baustilkunde' von Wilfried Koch spricht bei den Jesuitenkirchen in Rom vom "Prinzip der Wandpfeilerkirche".

Ein Vergleich zwischen zwei Hauptwerken der jeweiligen Raumform klärt den Dissens und zudem die Kriterien zur Beurteilung gestaltender Raumkunst. Es bieten sich dafür zwei annähernd zeitgleich entstandene Kirchenbauten an - beide für eine wichtige Bildungseinrichtung des Jesuitenordens errichtet:
 
 
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