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Der tonnengewölbte Saalraum -
ein Problemfall der Fachterminologie
Zur Zeit der mittelalterlichen Baukunst hatten die Raumschemata
Basilika und Hallenkirche die Sakralarchitektur dominiert.
In Renaissance und Barock war die wichtigste Raumform
bei den kirchlichen Längsbauten aber der tonnengewölbte
Saalraum mit begleitenden Seitenkapellen. Die prägenden
Bauten dafür - an erster Stelle 'Il Gesù',
die Kirche am Profeßhaus der Jesuiten in Rom -
bezeichnet man auch mit dem Terminus 'römischer
Saalbau der Gegenreformation'.
Wenn man die einfachen Definitionen
von Basilika,
Halle
oder Saalraum
in den Wörterbüchern zur Architektur heranzieht,
dann könnte man die Unterscheidung dieser grundlegenden
Schemata für trivial halten. In Wirklichkeit aber
treten dabei sogar in der Fachliteratur erhebliche Unsicherheiten
zutage.
Ein Beispiel dafür wäre die Durchmischung
von römischem Saalbau und süddeutscher Wandpfeilerkirche
in der 'Baustilkunde' von Wilfried Koch, ein weiteres
das Schrifttum über die Theatinerkirche in München,
in dem es tatsächlich zu einer Verwirrung der Begriffe
gekommen ist.
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