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Palladio
dagegen beschränkte sich konsequent auf zwei verschiedene
Größen: die Halbsäulen
der Wandgliederung und die kräftigen Pilaster,
welche die Bögen der Scheidarkaden tragen.
Bei beiden Varianten von Stützen ist das Verhältnis
von Höhe zu Breite sehr ähnlich, innerhalb
einer Stützenart ist es absolut konstant. Auch
das Verhältnis der Bestandteile Basis, Schaft und
Kapitell zueinander ändert sich nicht. In den Ordnungen
von Palladios Kirchenraum sind die Hauptdimensionen
Höhe, Breite und Länge nach dem Vorbild antiker
Muster in ein rational konzipiertes und anschaulich
überzeugendes Verhältnis zueinander gebracht:
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rational ist dieses Verhältnis als eine mathematische
Vergleichbarkeit der Größen; diese Kommensurabilität
ist es, die in den Zahlenangaben der Architekturtraktate
festgelegt wird, |
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anschaulich
überzeugend ist es im Sinne der 'eurythmia',
weil sich in der Gestalt der Ordnung idealtypische
Verhältnisse manifestieren, die der menschliche
Betrachter unwillkürlich als schön und
natürlich empfindet. |
Mit
ihren Proportionen tragen die neuzeitlichen Ordnungen
entscheidend dazu bei, daß die Architektur - wie
es Palladio fordert - ein körperhaftes Ganzes bildet,
einen "intiero e ben finito corpo". Die Proportionen
galten in der frühen Neuzeit als das wichtigste
Kriterium der Baukunst, und deshalb legten die Theoretiker
solches Gewicht auf das Zahlenwerk, mit dem sie in den
Traktaten vermittelt und gelehrt wurden.
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