Obwohl
sich Brunelleschi fast wie ein wissenschaftlicher Dogmatiker
der Säulenordnungen präsentierte, stand er fest
in der mittelalterlichen Florentiner Tradition gegründet.
Sein neuer Stil ist so gesehen weniger ein Bruch mit der
Tradition seiner Heimatstadt, sondern dessen Fortsetzung
- allerdings nun in einer in der Auseinandersetzung mit
der Antike geklärten und korrigierten Fassung.
Brunelleschis Architektursystem
ist in seinem Ursprung also eine Synthese aus der Protorenaissance
der Toskana und der Florentiner Gotik:
Die
eine Seite der Florentiner Frührenaissance
besteht also darin, den antiken Gehalt der einheimischen
Muster herauszuschälen und auf eine präzise
Übereinstimmung mit den antiken Vorbildern
hin auszurichten.
Die
andere wesentliche Komponente aber war es, den systematischen
Bezug zwischen Stütze und Bogen zu entwickeln,
der in der Antike kaum eine Rolle gespielt hatte,
in Renaissance und Barock aber immer wieder ein
entscheidendes Kriterium werden sollte.
In der
Folge hat aber der direkte Bezug auf die römische
Antike solche Anlehnungen an die mittelalterliche Baukunst
weitgehend verdrängt. Über die antiken Grundlagen
soll es in der nächsten Lektion gehen...