3. Stilepochen - das Konzept der Stilgeschichte
und seine Grenzen
In dem Bestreben, den riesigen Bestand an Baudenkmälern
nach wissenschaftlichen Kriterien systematisch zu ordnen, hat die
Kunstgeschichte die dreieinhalb Jahrhunderte der Baukunst in der
frühen Neuzeit in verschiedene Stilepochen unterteilt.
So werden die Baustile von Renaissance, Manierismus,
Barock und Rokoko unterschieden und dann weiter differenziert, zum
Beispiel in Früh-, Hoch- und Spätrenaissance. Als Ordnungskriterium
wird diese Einteilung in Epochen unverzichtbar bleiben, und zudem
hat der stilgeschichtliche Ansatz viel zum differenzierten Sehen
und Beurteilen von Baukunst beigetragen.
Fragwürdig erscheint das Konzept der Stilgeschichte
aber dann, wenn die Stilentwicklung als eine selbständig wirksame,
überpersönliche Macht dargestellt wird, als ein gleichsam
im Verborgenen wirkendes Subjekt, dem die Baukünstler zu ihrer
Zeit jeweils hätten "gerecht werden" müssen.
Und auch als Ordnungskriterium ist die Stilgeschichte nicht unproblematisch,
weil sich die Entwicklung der Baukunst in Renaissance und Barock
keineswegs als einfacher, geradliniger Strang darstellt. Im folgenden
einige Beispiele dafür:
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