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des
Staates erachtet wurde. Verfechter dieser Praxis waren in erster
Linie unter dem Protektorat der Akademie arbeitende Historienmaler,
die für sich in Anspruch nahmen, die eigentliche Kunst
an sich zu betreiben, für die sie eben mehr Zeit bräuchten
als die Maler von Landschaften, Genre und Stilleben. Ein alljährlich
abgehaltener Salon hingegen würde eine Kunst fördern,
die für den Verkauf angefertigt wird und damit nur auf
das Gefallen des Käufers hin berechnet ist. Die kommerziellen
Maler, die den Einjahresrhythmus forderten, genossen keine akademischen
Privilegien und mußten vom Verkauf ihrer Bilder leben.
Ein Salon, in dem solche Bilder vorherrschten, war mit dem Lieblingswort
der Akademiker ausgedrückt un bazar, auf dem Mittelmäßigkeit
und Vulgarität herrsche. Kommerziell vermittelte Kunst
konnte keine Allgemeingültigkeit beanspruchen. Als Lösung
dieses Dilemmas wurde immer wieder der Vorschlag eines "bikameralen"
Ausstellungssystems formuliert: Eine jährliche Schau für
Bilder zum Verkauf und eine Eliteausstellung in Abständen
von mehreren Jahren.
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Die Kunstpolitik der 1870er Jahre versuchte nun, die
Belange aller am Salon beteiligten Kunstinteressen zu
berücksichtigen, wenn auch nur halbherzig. Sie
förderte zum einen massiv die hohen Gattungen,
indem sie im Salon bevorzugt Historien für die
Museen erwarb und die Historienmalerei außerhalb
des Salons mit Aufträgen für Wandbilder in
Kirchen und öffentlichen Gebäuden bedachte.
Zum anderen gewährte sie den Landschafts- und Genremalern
Zutritt, weil der Salon einen beträchtlichen Zweig
der französischen Ökonomie darstellte, der
fast ausschließlich von einer Vielzahl kleiner,
unabhängig arbeitender Kunstproduzenten getragen
wurde. Der Salon wurde von Jahr zu Jahr größer,
und das Anwachsen war durch Landschaften und Genrebilder
bedingt, die offiziell gering geachtet waren. Zwar pries
das Vorwort zum Katalog der Weltausstellung 1878 die
Vitalität der französischen Kunst, und damit
die Vitalität Frankreichs selbst, doch hielt die
konservative Kritik unvermindert an, der Salon sei
mit offizieller Unterstützung einer zügellosen
Kommerzialisierung anheim gefallen, die das Ideal der
Kunst zerstöre.
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