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Enthüllung der Siegessäule

Malerei 1870-1880

Das letzte Jahrzehnt dieses Kurses ist der Malerei des Deutschen Kaiserreichs gewidmet, dessen Gründung 1871 die nationalen Einigungsbestrebungen seit den Freiheitskriegen 1813/14 unter Ausschluß der Habsburger Monarchie verwirklichte. Die Hohenzollern, die die deutsche Kaiserkrone fortan trugen, hatten sich hiermit endgültig zur Führungsmacht in Deutschland emporgearbeitet.
Die fast 40 Jahre umfassende, bis 1918 dauernde wilhelminische Ära, die drei Kaiser gesehen hat, war mit ihrem Kaisertum ein Anachronismus inmitten eines von Industrialisierung und wissenschaftlich-technischen Fortschritts gekennzeichneten Kontinents. Die Reichseinigung wurde mit einer Wiederanknüpfung an eine mittelalterliche Kaiserherrlichkeit verbunden, was sogar soweit ging, daß Kaiser Wilhelm I. (reg. 1871-1888) in Anklang an Kaiser Friedrich Barbarossa von Hohenstaufen als "Barbablanca" tituliert wurde. Das Kaisertum der preußischen Könige war maßlos

überhöht.
Mit großem Aufwand wurden Versuche unternommen ein Geschichtsbild zu etablieren, welches die Vorstellung einer seit langem zielstrebig auf die Einigung Deutschlands hin angelegten preußischen Politik suggerierte. Die Resultate der Bismarckschen Politik wurden als das zwangsläufige Endprodukt einer langen Entwicklung hingestellt.
Das Kaiserreich war über diese Geschichtsharmonisierung hinaus unablässig darum bemüht, den Anteil des Militärs am Aufstieg Preußens herauszustellen. So erinnerte die Berliner Siegessäule daran, daß das Kaiserreich aus dem Krieg gegen Frankreich und dem Sieg über Kaiser Napoleon III. erwachsen war. Ursprünglich war die Säule als Siegesdenkmal für den dänischen Feldzug von 1864 geplant (und folglich im Jahr darauf begonnen) worden, doch wurde sie durch die rasch aufeinanderfolgenden Feldzüge gegen Österreich 1866 und eben Frankreich zum Denkmal für alle drei siegreich beendeten Kämpfe. Am "Sedan-Tag" des Jahres 1873, welcher als Jahrestag des Sieges über Frankreich feierlich begangen wurde, ist dieses Werk von Heinrich Strack und Friedrich Drake eingeweiht worden.
Ein anderes, heute nicht mehr existierendes Projekt ist die Ruhmeshalle im Berliner Zeughaus. Dieses Unternehmen, an dem 42 Künstler mitgearbeitet haben, diente der Glorifizierung brandenburgisch-preußischer Waffentaten und wurde

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