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Akademische Malerei und die Avantgarde
In dieser Aufgabe geht es um die Malerei der Avantgarde,
die sich in den 1870er Jahren radikal von der Bildauffassung
lossagte, die von der Akademie propagiert wurde. Dieses Thema
beschäftigt die modernistische, auf die Darstellung von
Stilentwicklung gerichtete Kunstgeschichte meist unter der
Rubrik eines Sieges der "Impressionisten" über
die "Salonmalerei". Beide Begriffe werden dem historischen
Sachverhalt nicht gerecht, weil sie die sich gegenüberliegenden
Lager nicht differenziert genug benennen. Daher sprechen wir
von "Avantgarde" und "Akademie". Der Begriff
der Avantgarde umfaßt alle Bemühungen, in der Kunst
thematisch und formal neue Gebiete zu erschließen. In
der Avantgarde waren mehr als nur die Impressionisten versammelt,
die überdies in ihren Reihen Mitglieder hatten, die dem
Impressionismus heute nicht mehr zugerechnet werden. Neben
dem Übervater der Impressionisten, Édouard Manet,
seien als Mitglieder einer Avantgarde noch die symbolistischen
Maler mit Gustave Moreau an der Spitze erwähnt. Daß
der Salon als Gegenpart zur Avantgarde
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gesehen wurde, liegt weniger
an einer etwaigen rein konservativen Ausrichtung, sondern
an der zentralen Stellung, die dieser in der offiziellen,
staatlich protegierten Kunstpflege und als Drehscheibe
des Kunstmarktes einnahm. Auch für die Avantgardekünstler
war der Salon der gegebene Ort, um in den Kreis der Öffentlichkeit
eingeführt zu werden. Viele haben es wiederholt geschafft,
dort Einlaß zu finden.
Da die "Impressionisten", die hier im Mittelpunkt
stehen, ihr Publikum ab 1874 mit der ersten Impressionismusausstellung
außerhalb des Salons gesucht haben, muß
zunächst von der Rolle des Salons, der das ganze
19. Jahrhundert hindurch umkämpft und umstritten
war, gesprochen werden. Dabei wird deutlich, daß
die Malerei der Avantgarde nicht im Gegensatz stand
zu der Kunst, die die Jury zum Salon zuließ. In
der Geschichte des Salons, der von 1791 bis 1880 unter
staatlicher Ägide abgehalten worden ist, wurde
immer wieder die Auseinandersetzung um den zeitlichen
Abstand der Bilderschau geführt. Ein Salon im Abstand
von zwei Jahren stand dabei für die Förderung
einer akademisch ideellen Malerei, die hehren Bildungsidealen
dient und als wichtig für das kulturelle Selbstverständnis
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