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Overbecks Kunstauffassung ist von tiefer Religiosität
geprägt, die ihm in seinem Elternhaus vermittelt worden
war. Er machte sein religiöses Gefühl zum Fundament
seiner Kunstübung, die Autonomie der Kunst hielt er für
einen Irrweg, dem man durch die Rückkehr in die ursprüngliche
Abhängigkeit von der Religion begegnen müsse. Overbeck
hatte sich zum Ziel gesetzt, das religiöse Bild zu erneuern.
Ein Problem, das er dabei zu überwinden hatte, war, einen
Ort für seine Bilder zu finden, da von Seiten der Kirchen,
der evangelischen wie der katholischen in der Zeit der Napoleonischen
Kriege keine Aufträge zu erwarten waren. Ein Ausweg war
in dieser Situation das der persönlichen religiösen
Erbauung dienende Andachtsbild.
Friedrich Schlegel hat sich wie Overbeck mit dem Wesen einer
christlichen Kunst auseinandergesetzt. Durch seine Stiefsöhne
Johannes und Philipp Veit bestand eine Verbindung zu den Nazarenern,
doch hat Schlegel seine Überlegungen ohne eine allzu
enge Auseinandersetzung mit ihren Werken angestellt.
In der von ihm selbst herausgegebenen Zeitschrift "Europa"
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veröffentlichte Schlegel 1803 seine Nachrichten
von den im Musée Napoléon ausgestellten
Gemälden, worunter sich auch viele aus deutschen
Galerien geraubte Bilder befanden. Bis 1805 schlossen
sich vier weitere Artikel an, worunter der letzte, mit
"Dritter Nachtrag alter Gemählde" betitelte
Aufsatz derjenige ist, wo er sich am deutlichsten über
das Verhältnis von Kunst und Religion äußert.
In diesen Aufsatz flossen auch die Eindrücke ein,
die er 1804 in Köln empfing, wo die Brüder
Boisserée begonnen hatten, die Zeugnisse der
altdeutschen Malerei zu sammeln, die im Zuge der Säkularisation
aus den zahlreichen Kölner Kirchen entfernt worden
waren. Ihre Sammlung gelangte 1827 in die Alte Pinakothek
München.
Zu dem Aufsatz von 1805 verfaßte Schlegel in den
1820er Jahren im Rahmen einer Gesamtausgabe seiner wichtige
Zusätze, so daß sein Text die frühe
Schaffenszeit von Friedrich Overbeck gleichsam einrahmt.
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