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Runge, Der Morgen,  1808

an bis zu seinem frühen Tode im Jahr 1810, und im Laufe der Jahre hat er seine Vorstellungen immer weiter vorangetrieben.
Ursprünglich beabsichtigte er, ein Zimmer damit zu verzieren, doch als er einsah, daß die Entwürfe als bloße Verzierung zu komplex waren, ließ er die vier 1803 vollendeten Zeichnungen stechen. Die Folge erschien 1805 in kleiner Auflage und erneut 1807 (siehe Bildauswahl).
Obwohl die Farbe von Anfang an eine große Rolle gespielt hatte - er beschrieb die Farbgebung eingehend in den Briefen an seinen Bruder - ging Runge erst 1808 an eine farbliche Ausführung in Öl. Er konnte nur noch den "Morgen", dessen Konzeption sich deutlich vom Stich unterschied, in zwei Fassungen malen, und auch diese bildeten nur ein Bruchstück des Erträumten: Im letzten Ideenstadium schwebte Runge nämlich ein eigens errichtetes Gebäude vor, in dem er seine Bilder in monumentaler Größe anbringen wollte. Die Betrachtung seiner Werke sollte von Dichtung und Musik begleitet werden - die drei Künste hätten sich in ihrer Wirkung gegenseitig steigern sollen.


Die Einführung der Arabeske

Die Stichfolge der Zeiten war nach dem Prinzip der Arabeske gearbeitet, einer Bildstruktur, die in der Antike erfunden und durch Raffaels Verwendung in den Loggien des Vatikans (Bild) popularisiert worden war. Die Kunsttheorie hat ihr lediglich einen Platz im Dekorativen zugewiesen, da ihre nach Kandelaber- bzw. Rankenprinzip hervorgebrachten Gebilde als allzu willkürlich erschienen. Man sah in ihnen ein Nebeneinander von Dingen, die miteinander nichts zu tun hatten. Bei Runge, der seine Bilder durch geometrische Konstruktionszeichnungen vorbereitetet hatte, rankten überall Pflanzen, auf denen kleine Knaben sitzen und mit den verschiedensten Dingen beschäftigt sind. Die Bildfelder sind überdies von breiten Streifen gerahmt, in denen sich das Leben in ähnlicher Weise entfaltet. Bildfeld und Rahmen stehen dabei in jeweils engem Bezug zueinander. Runge setzte die Aufwertung der Arabeske durch die Romantik in die Praxis um. Friedrich Schlegel betrachtete die Arabeske als Gestaltungsprinzip des Romans, wobei das unverbundene Miteinander der Teile der wechselseitigen Erhellung und Steigerung der Bedeutung dienen sollte. Runge nutzte die Arabeske zur wechselseitigen Dynamisierung aller Bildglieder und eröffnete damit die Entwicklung der Arabeske zu einer Leitform der Bildkunst des 19. Jahrhunderts.

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