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Die Ära d'Angiviller: Einführung von Themen aus der nationalen Vergangenheit

In die Ära d'Angivillers (1774-1791) fällt die Glanzzeit der Historienmalerei des 18. Jahrhunderts. Stärker als seine Vorgänger hat er die Historie in einer rôle éducateur gesehen. Ab 1774 gab er jährlich eine Anzahl von Historienbildern in Auftrag. Er begründete die gezielte staatliche Förderung damit, daß die Gattung der Historie, überließe man sie den Kräften des Marktes, zum Untergang verurteilt sei. Die höchste Gattung sah er in ihrer moralischen Wirkung auf die Gesellschaft legitimiert, ihre Protektion orientierte sich an der Vorstellung einer von materieller Notwendigkeit freien, der Öffentlichkeit in ihrer Autonomie dienenden Kunst.

Der Höhepunkt seiner Bemühungen war eine Tugendsuite, die er für den Salon 1777 bestellt hat. Im Gegensatz zum Projekt des Schlosses Choisy nahm Angiviller in die Suite nicht nur antike, sondern auch – und das war neu – Themen aus der nationalen

Vergangenheit auf. Damit begründete er, von vereinzelten Vorläufern abgesehen, einen Strang der Historienmalerei, der fortan neben der Behandlung antiker Sujets bestand.

Angivillers Anstrengungen zeigen, daß die Historienmalerei keinen leichten Stand hatte. Bestellt, um das künstlerische Niveau des Salons zu heben, blieb die Historienmalerei auf die permanente Förderung ihrer Initiatoren angewiesen, weil der König nichts von ihr wissen wollte. Ein weiterer Umstand macht dies deutlich: gab es finanzielle Unterstützung und Förderung, blühte die Historienmalerei, gab es kaum oder gar keine staatlichen Aufträge, wandten sich die Künstler den niederen Gattungen zu, von denen sie leben konnten. Die hat sich auch in der Revolutionszeit nicht geändert.

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