Bildinhalte oftmals wenig bekannt, insbesondere bei
Themen der nationalen Vergangenheit, die noch nicht
durch eine lange Tradition eingeführt waren. Das
livret des Salons mußte dem Publikum bisher
nicht Dargestelltes verständlich machen. Diese
Hilfestellung ermöglichte es jedoch, daß
der Inhalt gesondert von der künstlerischen Qualität
und damit der ästhetischen Erscheinung
wahrgenommen werden konnte. Das autonome Bild verlangte
den Genuß des Formenspiels, nicht die Identifizierung
der literarischen Vorlage. Da der Tugendsuite von 1777
keine Erklärungen beigefügt waren, hat sie
das Publikum nicht verstanden. Damit dies möglich
wurde, mußte ein Historienbild individuell nachvollziehbar
sein. Diese Tendenz mündete ein in die Anekdotisierung,
die das Dargestellte zu den Erfahrungen der Rezipienten
in Beziehung zu setzen vermochte. Dieser Prozeß
hatte für das 18. Jahrhundert einschneidende Konsequenzen:
Das Historienbild wurde Gegenstand der Meditation des
Betrachters, der eine private Perspektive auf das Dargestellte
gewann. Man unterschied beim Protagonisten zwischen
seiner öffentlichen Rolle und seinem eigentlichen
Wesen als Mensch.
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