HOME

    
        
        
 
     
    
    
    
    
    
    
    

 

 

Van Loo, Auguste faisant fermer les portes du temple de Janus, 1765



Versuche einer Erneuerung der Historienmalerei im Salon: Lenormand de Tournehem und Marigny

Die kritischen Stimmen, die sich in den Jahren vor der Jahrhundertmitte erstmalig erhoben, führten nicht von allein zu einer Kehrtwende. Vielmehr war allen, die an der Verbesserung der Situation interessiert waren bewußt, daß die höchste Gattung der Protektion bedurfte. Es galt, die école française mit besonderen Anstrengungen in ihrer alten Größe wieder aufzurichten, den goût gegenüber der mode ins Recht zu setzen, und le beau vor dem Diktat des joli zu bewahren. Zu diesem Ziel führte die Akademie 1748 die Salonjury ein, deren Mitglieder ausschließlich Historienmaler waren. Gründungsgedanke der Jury war es, die Popularität der niederen Gattungen zu bekämpfen.

Die wichtigsten Maßnahmen zur Erneuerung der Historienmalerei wurden von den directeurs générals des bâtiments du roi ergriffen, da diese eine Mittlerrolle zwischen Akademie und König innehatten. Von 1745 bis 1751 übte Charles Lenormand de

Tournehem das Amt aus, gefolgt vom Marquis de Marigny und 1774 abgelöst vom Comte de la Billarderie d'Angiviller. Dieser amtierte bis 1791.

Lenormand de Tournehem schrieb 1747 einen Wettbewerb für Historienmalerei aus, gleichzeitig senkte er die Preise für offizielle Portraits, um die Maler dieser Gattung zu entmutigen. Die Akademie erhielt eine Bibliothek mit Epen und Geschichtswerken der Antike und der Renaissance. Fortan wurde ein regelrechter Unterricht in Geschichte und Literatur erteilt. In der Amtszeit Marignys setzte Charles-Nicolas Cochin, der Sekretär der Akademie, 1756 durch, daß Bilder nach Größe bezahlt werden. Auch hier wurden großformatige Historien begünstigt. 1764 initiierte Cochin die Ausschmückung des königlichen Schlosses von Choisy. Das Programm für vier Wandflächen sah Darstellungen von Augustus, Trajan, Titus und Marc Aurel vor, die "actions généreuses et pleines d'humanité qui, chez les bons rois, ont fait le bonheur de leurs peuples" darstellen sollten. Es handelte sich um eine akklamatorisch-propagandistische Historienmalerei, die die Menschlichkeit und Güte der antiken Kaiser zeigten. König Ludwig XV. befahl 1766 die Entfernung der Bilder und beauftragte stattdessen Boucher mit der Ausmalung.

<< Seite 4/6 >>