Endzwecks, keiner Absicht, warum es da ist, ausser
sich bedarf, sondern seinen ganzen Werth, und
den Endzweck seines Daseyns in sich selber hat.
[...]
Wir können also das Schöne im Allgemeinen
auf keine andre Weise erkennen, als in so fern wir es
dem Nützlichen entgegen stellen, und es davon so
scharf wie möglich unterscheiden. Eine Sache wird
nehmlich dadurch noch nicht schön, daß sie
nicht nützlich ist, sondern dadurch, daß
sie nicht nützlich zu seyn braucht. [...]
3) Die Begriffe des Nützlichen und Schönen
in bezug auf ein "Ganzes"
Unter Nutzen denken wir uns nehmlich die Beziehung eines
Dinges, als Theil betrachtet, auf einen Zusammenhang
von Dingen, den wir uns als ein Ganzes denken. [...]
Jeder Theil eines Ganzen muß auf die Weise mehr
oder weniger Beziehung auf das Ganze selbst haben: das
Ganze, als Ganzes betrachtet, hingegen, braucht weiter
keine Beziehung auf irgend etwas ausser sich zu haben.
So muß jeder Bürger eines Staats eine gewisse
Beziehung auf den Staat haben, oder dem Staate nützlich
seyn; der Staat selbst aber braucht in so fern er in
sich allein ein Ganzes bildet, weiter keine Beziehung
auf irgend etwas ausser sich zu haben, und braucht also
auch nicht weiter nützlich zu seyn.
Hieraus sehen wir also, daß eine Sache, um nicht
nützlich seyn zu dürfen, nothwendig ein für
sich bestehendes Ganze seyn müsse, und daß
also mit dem Begriff des Schönen der Begriff von
einem für sich bestehenden Ganzen unzertrennlich
verknüpft ist. - Daß aber dieß demohngeachtet
noch nicht zum Begriff des Schönen hinreicht, sehen
wir daraus, weil wir z. B. mit dem Begriff vom Staat,
ob derselbe gleich ein für sich bestehendes Ganze
ist, dennoch den Begriff der Schönheit nicht wohl
verknüpfen können, indem derselbe in seinem
ganzen Umfange, weder in unsern äussern Sinn
fällt, noch von der Einbildungskraft umfaßt,
sondern bloß von unserm Verstande gedacht werden
kann.
Aus eben dem Grunde können wir auch mit dem ganzen
Zusammenhange der Dinge den Begriff von Schönheit
nicht eigentlich verknüpfen, eben weil dieser Zusammenhang,
in seinem ganzen Umfange, weder in unsre Sinnen
fällt, noch von unsrer Einbildungskraft umfaßt
werden kann, gesetzt daß er auch von unserm Verstande
gedacht werden könnte.
Zu dem Begriff des Schönen, welcher uns daraus
entsprungen ist, daß es nicht nützlich zu
seyn braucht, gehört also noch, daß es nicht
nur oder nicht sowohl, ein für sich bestehendes
Ganze wirklich sey, als vielmehr nur wie
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