dem Unförmlichen und Ungebildeten. - Das Licht
steigt aus der Finsternis empor. - Die Nacht vermählt
sich mit dem Erebus, dem alten Sitze der Finsternis,
und gebiert den Äther und den Tag. Die Nacht ist
reich an mannigfaltigen Geburten, denn sie hüllt
alle die Gestalten in sich ein, welche das Licht des
Tages vor unserm Blick entfaltet.
Das Finstere, Irdische und Tiefe ist die Mutter des
Himmlischen, Hohen und Leuchtenden. Die Erde erzeugt
aus sich selbst den Uranos oder den Himmel, der sie
umwölbet. Es ist die dunkele und feste Körpermasse,
welche, von Licht und Klarheit umgeben, den Samen der
Dinge in sich einschließt und aus deren Schoße
alle Erzeugungen sich entwickeln.
[...]
Die Nacht und das Fatum, das über Götter
und Menschen herrscht
Als Jupiter einst auf den Gott des Schlafs erzürnt
war, so hüllte diesen die Nacht in ihren Mantel,
und Jupiter hielt seinen Zorn zurück, denn er fürchtete
sich, die schnelle Nacht zu betrüben.
Es gibt also etwas, wovor die Götter selber Scheu
tragen. Es ist das nächtliche geheimnisvolle Dunkel,
worin sich noch etwas über Götter und Menschen
Obwaltendes verhüllt, das die Begriffe der Sterblichen
übersteigt.
Die Nacht verbirgt, verhüllt; darum ist sie die
Mutter alles Schönen, so wie alles Furchtbaren.
Aus ihrem Schoße wird des Tages Glanz geboren,
worin alle Bildungen sich entfalten.
Und sie ist auch die Mutter:
des in Dunkel gehüllten Schicksals;
der unerbittlichen Parzen Lachesis, Klotho und Atropos;
der rächenden Nemesis, die verborgene Vergehungen
straft;
der Brüder Schlaf und Tod, wovon der eine die Menschen
sanft und milde besucht, der andere aber ein eisernes
Herz im Busen trägt. -
Sie ist ferner die Mutter der ganzen Schar der Träume;
der fabelhaften Hesperiden, welche an den entferntesten
Ufern des Ozeans die goldne Frucht bewahren;
des Betruges, der sich in Dunkelheit hüllt;
der hämischen Tadelsucht;
des nagenden Kummers;
der Mühe, welche das Ende wünscht;
des Hungers;
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