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Anton von Werner, 1900 Photographie von Reichard & Lindner


Staatskunst in Preußen: Anton von Werner

Die Spezialität von Anton von Werner (1843-1915) waren bis ins kleinste Detail genaue Darstellungen. Er wandte seine Gaben vornehmlich in Bildern kriegerischer Ereignisse und staatstragender Zeremonien an.
1860 trat er in die Berliner Akademie ein und übersiedelte zwei Jahre später nach Karlsruhe, von wo aus er 1865 und 1867 Reisen nach Paris unternahm. Dort sah er Bilder von Ernest Meissonier (1815-1891), der für seine feinmalerisches und kleinformatiges Militärgenre bekannt war, aber auch Werke von Eugène Delacroix. Der deutsch-französische Krieg und die Gründung des Deutschen Reiches bestimmten maßgeblich den weiteren Werdegang Werners, der weit mehr noch als Menzel zum Chronisten Preußens wurde. Im Frühjahr 1871 siedelte der Maler nach Berlin über.
Zur Errichtung der Ruhmeshalle waren umfangreiche Umbauten des Zeughauses, ein Werk des Barockkünstlers Andreas Schlüter, nötig. Der Innenhof des vierflügeligen Gebäudes wurde überdacht und beherbergte eine neu errichtete Freitreppe, die in den ersten

Stock des Nordflügels führte. Dieser Flügel, der die eigentliche Ruhmeshalle bildete, wurde über die ganze Länge derart in drei Raumabschnitte geteilt, daß ein zentraler Kuppelraum mit zwei Seitenräumen entstand. Eine Vielzahl von Statuen, Büsten und Gemälden, deren Programm maßgeblich von Kaiser Wilhelm I. festgelegt wurde, führten den Aufstieg Preußens und der Hohenzollern bis hin zum Kaisertum 1871 vor Augen.
Der Kuppelraum, welcher auch die "Herrscherhalle" genannt wurde und in der Mitte der beiden "Feldherrnhallen" lag, barg die überlebensgroße Skulptur der friedenbringenden Viktoria. An den Wänden bzw. Freipfeilern waren die Bronzestandbilder vom Großen Kurfürsten bis zu Kaiser Wilhelm I. aufgestellt.
Links der Viktoria war als großformatiges Wandbild die "Krönung Friedrichs I. in Königsberg, 1701" von Werner angebracht, ein Bild, das mit der Darstellung der Erhebung des Kurfürstentums Preußen zum Königreich dem Publikum den Beginn des preußischen Aufstiegs in der Geschichte vor Augen führte. Rechts der Statue befand sich Werners "Kaiserproklamation 1871", die hier näher untersucht werden soll. Die Proklamation war Werners populärstes Bild, welches er in mehreren Fassungen malte. Es ist nur die Fassung erhalten, die Werner für den Reichskanzler Otto von

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