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Quellen zu Aufgabe Spätromantik und Realismus in der Landschaftsmalerei:
Richter, A. Achenbach, Schirmer, Waldmüller


Quelle 1: Aus den Lebenserinnerungen Ludwig Richters

Ludwig Richter: Lebenserinnerungen eines deutschen Malers. Selbstbiographie nebst Tagebuchniederschriften und Briefen, hrsg. von Heinrich Richter, Leipzig (Hesse & Becker) 1909, 15. Kapitel, S. 173-182.

Im Sabinergebirge
[...]
Nachdem nun mancherlei Geschäfte abgetan, Papier, Farben und Stifte komplettiert waren, wanderten wir unserer fünf, Oehme, Wagner, Götzloff, Rist und ich, nach Tivoli.
[...]
Sobald ich mich einigermaßen in der nächsten Umgebung Tivolis orientiert hatte, ging es an ein fleißiges Arbeiten von früh bis zum Abend, und zwar mit einer Lust und Freude, die gar keine Ermüdung aufkommen ließ; denn die Fülle der verschiedenartigsten und schönsten Motive reizte immer von neuem zur Tätigkeit, und was nicht als ausgeführtes Studienblatt in die Mappe kam, fand wenigstens als flüchtiger Entwurf sein Plätzchen im Skizzenbuche. [...]
[...]
Als ich eines Tages so in meine Arbeit vertieft dasaß, machte ein kleines Geräusch mich aufsehen, und zu meinem nicht geringen Erstaunen erblickte ich drei kleine Haustüren, ordentlich auf Menschenfüßen den Berg hinabwandelnd. Ich erinnerte mich, daß ich eine komische Beschreibung von den riesengroßen Malkasten einiger französischer Maler gehört hatte, die seit mehreren Tagen in der Sibylle einquartiert waren. Diese Riesenkasten, auf die Rücken von Jungen geschnallt, welche dadurch bis auf die Füße bedeckt wurden, waren es, die hier vorbeizogen, und bald folgten ihnen auch die Inhaber.
"Gegensätze berühren sich!" Bei den Franzosen und uns traf das nur im räumlichen Sinne zu, denn ihre Zimmer stießen unmittelbar an die unsrigen; aber obwohl sie mindestens ebenso liebenswürdige und solide Leute waren, als wir zu sein uns schmeichelten, so kamen wir doch durchaus in keinen Verkehr miteinander. Im Gegenteil mieden wir uns mit einer Art von Scheu; denn jede Partei mochte die andere für mezzo matti halten, die Gegensätze waren damals zu stark. Die französischen Maler mit ihren Riesenlasten brauchten zu ihren Studien

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