Zeuxis- von Sandrart

Johann J. von Sandrart (1655-1698) nach Joachim von Sandrart
Zeuxis malt die Jungfrauen von Kroton
, 1675
Radierung, Detail (obere Platte): 13,5 x 19,1 cm

Die Bewohner von Kroton, dem heutigen Crotone in Süditalien (in der Antike Grossgriechenland), beschlossen, den Tempel der Iuno Lacinia mit Gemälden von besonderem Wert auszustatten. Für viel Geld beauftragten sie den angesehensten Maler Zeuxis aus Herakleia. Dieser wollte ein Bild von Helena, Inbegriff weiblicher Schönheit, malen. Dafür sollten die Krotoniaten ihm die schönsten Jungfrauen zeigen, aus denen er die fünf hübschesten auswählte. Er glaubte nämlich, nicht alles, was er zur Darstellung der Schönheit brauchte, an nur einem Körper antreffen zu können, weil die Natur kein Einzelwesen so geschaffen habe, dass es in all seinen Teilen vollkommen sei (Cicero, De Invenzione II,1).
Joachim von Sandrart zeigt den Künstler Zeuxis bei der Arbeit. Er sitzt am rechten Bildrand auf einem Schemel vor seiner Staffelei und hat seine Modelle, die fünf hübschesten Jungfrauen von Kroton, so postiert, dass sich jede von ihrer schönsten Seite zeigt: von der komplett bekleideten Sitzenden bis zum stehenden Akt, der dem Betrachter den Rücken zuwendet.
So kann der Maler, indem er die unterschiedlichen körperlichen Vorzüge der Jungfrauen im Bild vereint, das Idealbild der schönen Helena schaffen. [RHe]
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